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Berlins Innensenatorin Iris Spranger: Grobes Foulspiel
Warum verschleißt Spranger so viele Mitarbeiter, fragt Marten Brehmer
Bei Gruppenbildern des Senats sticht Iris Spranger hervor: Zwischen angegrauten Haarkränzen überstrahlt ihr platinblondes Haar die dröge Senatorenriege zuverlässig. Bei einer Preisverleihung für die ähnlich selbstbewusste Rapperin Shirin David gestand die 62-Jährige zuletzt allerdings, mit Wasserstoffperoxid bei der Haarfarbe nachgeholfen zu haben.
Mehr Schein als Sein findet man nicht nur auf dem Kopf der Innensenatorin, sondern auch darin. Schon länger versucht sie, sich nicht nur optisch in den Vordergrund zu spielen. Inszenierte sie sich unter Rot-Grün-Rot noch als Opposition mit Regierungsamt, die jedes gemeinsame Projekt hinterging, um anschließend den Koalitionspartnern die Schuld am Scheitern zu geben, gibt sie sich inzwischen als Macherin, die den Sicherheitsbehörden beherzt unter die Arme greift und gegen jede Kritik verteidigt. Kein Wunder, dass die CDU in den Koalitionsverhandlungen Spranger bereitwillig das Innenressort überließ.
Es vergeht kaum eine Woche, ohne dass Spranger mit markigen Sprüchen zu beliebigen Themen durch die Medien geistert. Mit Verve verfolgt sie das Ziel, der SPD wieder einen Hauch von Law and Order zu geben. Sich selbst sieht Spranger offenbar als inoffizielle Führungsfigur jener Sozialdemokraten, denen selbst der Kurs von Franziska Giffey nicht rechts genug ist.
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Mit der Entlassung von Sportstaatssekretärin Nicola Böcker-Giannini wird deutlich, dass Spranger nicht nur politisch am liebsten mit dem Brecheisen vorgeht. Böcker-Giannini hat sich wenig zuschulden kommen lassen, war überparteilich beliebt – und muss nun doch ihren Hut nehmen, erhält sogar Hausverbot. Der Grund: Offenbar klappte es auf der persönlichen Ebene nicht.
Mal wieder: Schon Sicherheitsstaatssekretär Torsten Akmann wurde Anfang des Jahres nach einem Streit mit Spranger ähnlich abrupt rausgeschmissen. Und Böcker-Gianninis Anwalt? Ausgerechnet Ralf Kleindiek, ein weiterer Ex-Staatssekretär unter Spranger. Ein derartiger Personalverschleiß in so kurzer Zeit ist bemerkenswert. Der gemeinsame Nenner bei allen Zerwürfnissen ist immer wieder die Innensenatorin. Bei manchen, möchte man meinen, spiegeln sich die politischen Ansichten in der Persönlichkeit.
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