Grüne in Hessen: Realos werden überflüssig

Rainer Balcerowiak über das Scheitern der Grünen in Hessen

  • Rainer Balcerowiak
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist ein ganz normaler Vorgang, wenn sich ein Wahlsieger aus dem Pool der Wahlverlierer einen neuen Koalitionspartner sucht. So geschehen in Hessen, wo die CDU mit ihrem Ministerpräsidenten Boris Rhein im Oktober eine Art Erdrutschsieg verbuchte, während sowohl SPD als auch Grüne mehr als ein Viertel ihrer Stimmen einbüßten. Rhein entschied sich jetzt für die SPD, und beendete damit ein zehnjähriges Regierungsbündnis, das von beiden Seiten stets als erfolgreich beschrieben wurde.

Für die Grünen ist das eine weitere herbe Schlappe, nachdem sie bereits bei den Wiederholungswahlen in Berlin aus der Landesregierung gekegelt wurden, obwohl sie sich auch dort wie sauer Bier als Juniorpartner angeboten hatten. Und jetzt auch im Stammland von Joschka Fischers Realos. Doch ihr eigentliches Problem sind weniger geplatzte Koalitionsträume als der deutliche Verlust an Akzeptanz in der Bevölkerung. Und das hat Gründe. Einst waren die Grünen als Partei mit einem Markenkern kenntlich: Frieden, Ökologie, Bürgerrechte und soziale Reformen. Mittlerweile sind sie auf eine andere Weise kenntlich: Massive Aufrüstung, Waffenlieferungen in Kriegsgebiete, Einknicken bei der versprochenen Verkehrswende und der Kindergrundsicherung, Zustimmung zu extrem umwelt- und klimaschädlichen Großprojekten wie den LNG-Terminals, Sozialabbau durch Haushaltskürzungen.

Das Angebot an Parteien, die für diese Politikansätze stehen, ist überreichlich. Und das gelegentliche, folgenlose Wortgeklingel der Grünen, mit dem sie ihr Negativ-Image als Verbotspartei kultivieren, macht sie trotz ihrer grenzenlosen Anpassungsfähigkeit nicht sonderlich attraktiv als Koalitionspartner. Sie sind auf dem besten Weg, sich schlicht überflüssig zu machen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal