Studio Babelsberg hat Zukunft

Kurzarbeit könnte im März nicht mehr nötig sein

  • Matthias Krauß
  • Lesedauer: 3 Min.

Der Filmstandort Potsdam-Babelsberg hat nach Aussage von Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) trotz großer aktueller Schwierigkeiten eine Zukunft und wird im kommenden Sommer das »Tal der Tränen« verlassen haben. Wie Steinbach am Montag beim »Politischen Morgen« der Medienwirtschaft in der Filmuniversität »Konrad Wolf« weiter sagte, müsse er dem geschätzten Regisseur Volker Schlöndorff an dieser Stelle widersprechen. Schlöndorff hatte vor wenigen Wochen angesichts des Eigentümerwechsels der Studio Babelsberg GmbH dem Standort keine Perspektive zugestanden und ihn in »allerhöchster Gefahr« gesehen. »Ich sehe das nicht so negativ wie er«, merkte Steinbach an. Und setzte ironisch hinzu: »Ich liebe Weltuntergangsszenarien.«

Derzeit entstehe in Babelsberg auch wenig, weil der Streik der Schauspieler und Drehbuchautoren in den USA seine Auswirkungen auch hier zeige. Kurzarbeit werde es mindestens bis Ende des Jahres geben. Aus der Zuhörerschaft heraus hieß es dazu: »Bis März.« Der Minister sprach aber von guten Aussichten, dass »im ersten Quartal 2024 die Produktionen in Babelsberg wieder loslaufen«.

Zur Sprache kamen viele Entlassungen in der Medienbranche und der gleichzeitig auftretende massive Fachkräftemangel. Daran seien die einschlägigen Unternehmen zum Teil selbst schuld, tadelte Steinbach. Denn Anstellungen in dieser Branche würden vielfach projektbezogen und damit zeitlich befristet vorgenommen. Das habe ähnlich wie bei den Hotels und Gaststätten viele Beschäftigte gerade in der Coronazeit veranlasst, sich krisensichere Arbeitsstellen zu suchen.

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Zu dieser Entscheidung beigetragen habe bei den Betroffenen das Erlebnis, von den staatlichen Corona-Hilfen ausgeschlossen worden zu sein. Diese abgewanderten Fachleute würden heute fehlen und seien schwer zurückzugewinnen. Man sollte sich von der Vorstellung trennen, dies sei komplett mit Fachkräften aus dem Ausland auszugleichen, mahnte Steinbach. Er riet davon ab, neueste Entwicklungsstufen wie die Künstliche Intelligenz als »böse Technologie« wahrzunehmen und sich ihr zu verweigern. Diese Entwicklung sei sowieso nicht aufzuhalten.

Uni-Präsidentin Susanne Stürmer dankte für die 1,5 Millionen Euro, die ihre Filmuniversität aus dem Brandenburg-Paket zugestanden bekommen habe. Das Geld sei dafür verwendet worden, die gesamte Lichttechnik im großen Haus auf LED umzustellen. Steinbach zufolge ist die Vielfalt der Medienwirtschaft, auf die Potsdam verweisen kann, in der Stadt und im näheren Umfeld weitgehend unbekannt. Er forderte die »Kreativen« auf, für die eigene Popularität mehr zu tun.

Der Minister kam auch darauf zu sprechen, dass Berlin seine Kreativ- und Medienwirtschaft mit vollen Händen unterstütze, während Brandenburg zurückhaltender sei und mit Berlin in dieser Frage »nicht auf Augenhöhe«. Er sehe keine Chance, mehr zu spendieren, bedauerte Steinbach. Der Hinweis aber, dass Berlin sehr viel mehr Geld bereitstelle, helfe ihm in den Haushaltsverhandlungen, »den Posten im Haushalt überleben zu lassen«.

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