Studentische Beschäftigte: Protest gegen prekäre Wissenschaft

Wissenschaftler fordern bessere Arbeitsbedingungen für studentische Beschäftigte

  • Felix Sassmannshausen
  • Lesedauer: 2 Min.

Merle Koch arbeitet seit über zwei Jahren als wissenschaftliche Hilfskraft an der Universität Hamburg. Die 28-Jährige ist trotz Bafög auf diesen Job angewiesen, um über die Runden zu kommen. Doch selbst das reicht kaum, sagt sie im Gespräch mit »nd«. Wie Koch leiden auch viele andere der über 300 000 studentisch Beschäftigten unter den prekären Arbeitsbedingungen an den Hochschulen, vor allem unter Dauerbefristungen und niedrigen Löhnen. So zeigt eine Studie des Bremer Instituts für Arbeit und Wirtschaft, dass knapp 80 Prozent der Beschäftigten an den Hochschulen armutsgefährdet sind.

Um das zu ändern, kämpfen sie in der aktuellen Tarifrunde der Länder für einen Tarifvertrag. Dabei erhielten sie nun Unterstützung von über 2200 Hochschulbeschäftigten, darunter rund 730 Professor*innen. Die forderten in einem offenen Brief am Donnerstag die Finanz-, Innen- und Wissenschaftsministerien auf, den Forderungen der wissenschaftlichen Hilfskräfte nachzukommen.

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»Es ist ein Anachronismus, dass es an Universitäten noch tariflich nicht geregelte Tätigkeitsfelder gibt«, kritisierte etwa der Soziologieprofessor an der Universität Hamburg, Wolfgang Menz. Dabei tragen die studentischen Beschäftigten wesentlich zum Wissenschaftsbetrieb bei. »Kein Forschungsprojekt und keine Professur funktionieren ohne sie«, erklärte Menz.

Merle Koch freut sich über diese Solidarität. »Der offene Brief zeigt, dass es ein großes Bewusstsein dafür gibt, wie wichtig die Arbeit der studentischen Beschäftigten ist«, sagt sie im Gespräch mit »nd«. »Von der Arbeitgeberseite heißt es, es sei eine Ehre, an der Uni zu arbeiten. Aber es ist in erster Linie Arbeit und die muss als solche anerkannt und entlohnt werden«, fordert sie.

Auf nd-Anfrage teilte Hamburgs Finanzsenator Andreas Dressel, Verhandlungsführer der Arbeitgeber der Länder, zwar mit, Verständnis für die Forderungen zu haben. Doch sei mit Blick auf die schwierige Finanzlage der Länder nicht davon auszugehen, dass aus dieser Tarifrunde ein Tarifvertrag für Studenten hervorgehen wird, erklärte er.

Zur dritten Tarifrunde am 7. und 8. Dezember rufen die Gewerkschaften erneut zu Streiks auf. Sie fordern neben dem Tarifvertrag für die Studierenden auch für andere Beschäftigte im öffentlichen Dienst ein Lohnplus von 10,5 Prozent, mindestens aber 500 Euro.

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