80 Jahre Jim Morrison: Er pfiff auf den Ruhm

Am 8. Dezember vor 80 Jahren wurde Jim Morrison geboren

  • Thomas Grossman
  • Lesedauer: 3 Min.

»In dieses Haus wurden wir geboren, in diese Welt hat man uns geworfen. Wie einen Hund ohne Knochen. Wir werden vom Sturm getragen, und der Killer ist schon auf dem Weg.« So heißt es in dem vielleicht berühmtesten Song von The Doors, »Riders on the Storm«. Den Text hat der Frontmann Jim Morrison geschrieben. Nur Tage nach Veröffentlichung des Liedes, am 3. Juli 1971, endete in Paris sein Leben, seine Freundin Pamela Courson fand ihn tot in der Badewanne. Als offizielle Todesursache wurde ein Herzanfall angegeben, vermutlich war es aber eine Mischung aus Alkohol und Heroin. Am 7. Juli wurde er auf dem legendären Friedhof Père Lachaise bestattet. Damit gehört er zum sogenannten »Club 27«, wie auch die Pop-Größen Jimi Hendrix, Janis Joplin, Brian Jones oder Kurt Cobain, die alle mit 27 Jahren ablebten.

Jim Morrison war einer der wichtigsten Vertreter der US-Counterculture seiner Zeit. Er wurde heute vor 80 Jahren in Melbourne (Florida) als Sohn eines USA-Marineoffiziers geboren. Sein Vater, mit dem er alle Beziehungen abbrach, kommandierte Mitte der 60er Jahre einen Flugzeugträger im Westpazifik und soll auch am Vietnam-Krieg beteiligt gewesen sein. Der außerordentlich belesene Morrison ging als 21jähriger nach Los Angeles, um dort Film- und Theaterwissenschaften zu studieren. Doch Alkohol und Drogen waren ihm bald wichtiger. Er begann, Songs zu schreiben, und gründete 1965 mit John Densmore (Schlagzeug), Ray Manzarek (Orgel) und Robby Krieger (Gitarre) die Blues-Rock-Gruppe The Doors. Nur manchmal komponierte er Musik, oft aber die anspruchsvollen Lyrics: Texte voller Todesträume, Schreckensvisionen, Zaubersymbole und Drogenanspielungen. In kleinen Clubs von L.A. spielten sich The Doors warm: Morrison, ein hervorragender Sänger, gab den Anti-Star und die Band dröhnte ihm mit lastenden Orgelakkorden und anhaltenden Filigran-Soli hinterher.

Der Vizepräsident der Plattenfirma Elektra, Steve Harris, sah eine Show der Band und nahm sie sofort unter Vertrag: »Jim kam von der Bar – woher auch sonst – zu mir herübergeschlendert und ich dachte, der Typ da braucht bloß aus dem Telefonbuch vorzulesen und die Platte geht weg wie nichts.« Er sollte recht behalten. Anfang 1967 veröffentlichte die Band das Album »The Doors«, eine der wichtigsten Platten der 60er Jahre, die Single »Light My Fire« blieb in den USA drei Wochen auf der Platz eins. »Hello, I Love You« schaffte das auch – für immerhin zwei Wochen. Bereits nach eineinhalb Jahren stand Morrison neben Mick Jagger auf dem Rock-Olymp.

nd.DieWoche – unser wöchentlicher Newsletter

Mit unserem wöchentlichen Newsletter nd.DieWoche schauen Sie auf die wichtigsten Themen der Woche und lesen die Highlights unserer Samstagsausgabe bereits am Freitag. Hier das kostenlose Abo holen.

Doch er pfiff auf den Ruhm. Er zerfetzte schon mal auf der Bühne eine US-Army-Fahne, wandte sich gegen Präsident Nixon und gegen Polizeiübergriffe, veröffentlichte mit The Doors den Antikriegssong »Unknown Soldier«. Laut seinem Bandkollegen John Densmore war Morrison als Rockstar spektakulär (galt auch als neues Sexsymbol Amerikas), doch katastrophal, was den Rest des Lebens betraf. Wie viele Alkoholiker konnte er rücksichtslos, egoistisch und sprunghaft sein, ein »dionysischer Verrückter« und »Psychopath«, so Densmore.

Morrisons größter Traum blieb, Anerkennung auch als Dichter zu finden. Deshalb ging er im Frühjahr 1971 mit seiner Freundin Pamela Courson (auch sie wurde nur 27) nach Paris. Seine Gedanken kreisten um Rimbaud, Baudelaire, Hemingway und Fitzgerald. Gegen aufkommende Asthmabeschwerden führte er eine Selbstmedikation durch und schnupfte Heroin, leider zu viel.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal