- Kultur
- Comedy
Ingrid Steeger – Die liebste Rolle
Ingrid Steeger ist gestorben
»Was sprach schon Caesar in Ägypten? Klimbim! / Was singen alle Ausgeflippten? Klimbim!« So fing Comedy in Deutschland an, 1974 mit dem Eröffnungslied zur neuen Fernsehshow »Klimbim« vom WDR. Der Refrain ist legendär: »Klimbim ist unser Leben / Und ist es mal nicht da / Dann mach ich mir nen Schlitz in’s Kleid / Und find’ es wunderbar!«, gesungen von Ingrid Steeger, die mit »Klimbim«, einer neuartigen Mischung aus Sitcom und Nummernrevue, berühmt wurde. Anarchie, Sex und Albernheit, dargeboten von der regelmäßig durchdrehenden »Klimbim«-Kernfamilie, das hatte es so zuvor nicht gegeben in der BRD, die mit Mühe und Not gerade die Studentenrevolution überlebt hatte und die sich immer noch über Goethe, Schiller, Ludwig Erhard und Schwarzwälder Kirschtorte definierte.
Ausgedacht hatte sich das der innovative TV-Produzent Michael Pfleghar, inspiriert von der Sketch-Show der US-Komiker Dan Rowan und Dick Martin. »Klimbim« wurde mit dem Grimme-Preis ausgeteichnet, was damals als kurios galt. Danach war Steeger zusammen mit Iris Berben im »Klimbim«-Ableger »Zwei himmlische Töchter« zu sehen, sie spielten zwei Tänzerinnen, die eine Fluggesellschaft gründen – mit nur einem uralten Flugzeug, das der Koch vom Flughafen-Café (Klaus Dahlen) versuchen muss, zu steuern. Diese Rollen ist Steeger nie wieder los geworden. Sie machte Werbung für Schokobonbons (»Rollo – meine liebste Rolle«) und Rasierwasser (»manchmal bin ich irre traurig, dass ich kein Mann bin, weil es so viele schöne Sachen gibt, die nur für Männer sind – zum Beispiel Old Spice After Shave«).
Geboren 1947 in Berlin, wollte sie eigentlich Werbegrafikerin werden. Ins Fernsehen sei sie über »Klimbim« nur so reingerutscht, erklärte sie mal. Als sie am 22. Dezember in Bad Hersfeld im Alter von 76 Jahren starb, war das die Topmeldung in den Nachrichten der Berliner Radiosender.
Wir haben einen Preis. Aber keinen Gewinn.
Die »nd.Genossenschaft« gehört den Menschen, die sie ermöglichen: unseren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die mit ihrem Beitrag linken Journalismus für alle sichern: ohne Gewinnmaximierung, Medienkonzern oder Tech-Milliardär.
Dank Ihrer Unterstützung können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen sichtbar machen, die sonst untergehen
→ Stimmen Gehör verschaffen, die oft überhört werden
→ Desinformation Fakten entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und vertiefen
Jetzt »Freiwillig zahlen« und die Finanzierung unserer solidarischen Zeitung unterstützen. Damit nd.bleibt.