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Gewalt im Görli: Wegner braucht keine Beweise

Der Prozess um die mutmaßliche Vergewaltigung im Görlitzer Park hat gerade erst begonnen, doch die CDU fällte ihr Urteil schon im Sommer

Das Strafverfahren um die mutmaßliche Vergewaltigung im Görlitzer Park hat begonnen, der Ausgang ist ungewiss. Es spricht einiges dafür, dass die drei angeklagten Männer etwas mit dem Fall zu tun haben, immerhin wurden sie anhand von DNA-Spuren überführt. Doch ein Video schürt nun Zweifel an der Darstellung der Nebenklägerin, laut Verteidigung wirken die gefilmten sexuellen Handlungen einvernehmlich.

Gerade in einem Fall wie diesem, in dem patriarchale Gewalt auf strukurellen Rassismus prallt, darf die Öffentlichkeit nicht vorab urteilen. Und doch hat sie das bereits im Sommer getan. Über die mutmaßliche Gewalttat wurde geschrieben, als sei sie schon bewiesen, aus Zahlen zu Vergewaltigungen, die mehrheitlich in Wohnungen stattgefunden hatten, wurde ein grundlegendes Gewaltproblem gebastelt.

Während Medien mit dem Aufregerthema ihr Sommerloch füllten, ließ sich der Regierende Bürgermeister Kai Wegner (CDU) die wunderbare Gelegenheit nicht entgehen, gegen die Lieblingsprojektionsfläche seiner Partei zu hetzen. 30 Millionen Euro machte er für viel »Law and Order« und ein bisschen Sozialpolitik locker.

Dass Anwohnende seit Jahren Alarm schlagen, weil sich der Drogenkonsum sowie die damit einhergehenden Probleme wie Diebstahl, psychische Krisen und Müll aus dem Park heraus in die Hauseingänge im Wrankelkiez verlagern – geschenkt. Hauptsache, der Park, Symbol für zu lasche Drogen- und Migrationspolitik, wird durch eine Umzäunung »befriedet«.

Selbst wenn das Gericht die Angeklagten freispricht, der Schaden ist getan. Die Moral von der Geschicht’: Traue Politik, die auf Polizeimeldungen basiert, nicht.

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