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Kleines Schloss in Potsdam soll bis Jahresende fertig sein
Nach intensiver Sanierung soll das Restaurant im Kleinen Schloss Babelsberg Ende 2024 neu eröffnen
»Ich dachte, Sie sind schon weiter«, sagt ein Besucher zu Beginn des Baustellenbesuchs am Donnerstag, während er sich kritisch umblickt. Die Informationstafel vor dem Kleinen Schloss in Babelsberg gibt ihm recht: Ihr zufolge soll die Wiedereröffnung der einstigen Gaststätte noch diesen Januar stattfinden. Diese Rechnung aber wurde ohne Wissen um die aktuellen Entwicklungen auf dem Bausektor gemacht.
»Es waren vier Ausschreibungen nötig, um endlich einen Elektriker verpflichten zu können«, erwidert Projektleiter Robert Neye. Zu Verzögerungen sei es auch gekommen, weil sich im Zuge der Arbeiten an dem fast 200 Jahre alten Haus immer wieder neue, kleinere Baustellen auftaten. Mit ihnen hatten die Fachleute der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten bei Baubeginn nicht gerechnet. Stiftungs-Sprecher Frank Kallensee kündigt nun die Eröffnung zum »Ende des Jahres« an.
Es ist ein klarer, kalter Wintertag am Ufer des Tiefen Sees. Nur wenige Besucher ziehen gemächlich an der Baustelle im Babelsberger Park vorbei. Noch völlig von Baugerüsten umhüllt, wartet das Kleine Schloss auf wärmere Tage – erst dann können die komplizierten Sanierungsarbeiten fortgesetzt werden. Zu Beginn des Projekts war von Baukosten in Höhe von 2,89 Millionen Euro die Rede. Inzwischen gehe man von 3,7 Millionen aus, sagt Neye. Möglich gemacht wurde die Sanierung durch eine Sonderförderung vom Bund sowie der Länder Brandenburg und Berlin. Insgesamt 400 Millionen Euro sind im sogenannten Sonderinvestitionsprogramm 2 für die preußischen Schlösser und Gärten von Brandenburg und Berlin vorgesehen.
Es ist nicht die erste, wohl aber die erste grundlegende Erneuerung, die das Gebäude mitmacht. Errichtet 1841 nach neogotischen englischen Vorbildern diente die »Prinzenburg« zunächst als Wohnsitz des Preußenprinzen Friedrich Wilhelm, dem späteren Kaiser Friedrich III. Als dieser das weitaus größere Babelsberger Schloss bezog, wurde das Kleine Schloss von Gräfinnen und Hofdamen genutzt. Nach Abdankung der Monarchie vermietete die neue Schlösserstiftung das Haus für Wohnzwecke. Ab 1934 wohnte die Familie des Potsdamer Komponisten Hans Chemin-Petit darin. Den großen Bombenangriff vom April 1945 überlebte die Familie in einem 1942 hinter dem Haus errichteten Luftschutzkeller. Bomben schlugen auch im Babelsberger Park ein und beschädigten das Kleine Schloss schwer.
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Reparaturen setzten nach 1947 ein, 1958 fand der Umbau zur HO-Parkgaststätte »Strandterrassen« statt. Die Küche erhielt einen Anbau, der Luftschutzkeller wurde Lagerraum. Als ab 1961 die Mauer den Weg nach Westberlin versperrte, blieben die Gaststätte wie auch das benachbarte Babelsberger Schloss als Museum für Ur- und Frühgeschichte der DDR erhalten. 1981 fand dann der Umbau zur Gaststätte »Kleines Schloss« statt, mit Bemühungen, das ursprüngliche Erscheinungsbild wiederherzustellen. Laut Projektleiter Neye handelte es sich dabei eher um Stückwerk, dauerhaften Schutz habe die Sanierung nicht gewährleisten können. Er verspricht: »Wir machen das jetzt alles gleich richtig.«
Volker Thiele, Referatsleiter Hochbau der Stiftung, führt an die Westseite des Schlosses, an der die Wand verschiedene Gelb- und Ockertöne aufweist. Für welche der vielen möglichen Farbgebungen man sich schlussendlich entscheiden werde, stehe noch offen, so Thiele. In der Geschichte des Hauses habe es einige Varianten gegeben. Besondere Anforderungen an die Sanierung stellt die künftige Nutzungsform: Nach dem Umbau soll der Gaststättenbetrieb wieder aufgenommen werden. Zurückkehren wird auch der bei Parkspaziergängern beliebte Außer-Haus-Verkauf. Ein künftiger Pächter ist allerdings noch nicht bekannt. »Da wird es eine Ausschreibung geben«, kündigt Stiftungssprecher Kallensee an.
Zum Umbauprojekt gehören zudem zwei Wohnungen in der oberen Etage. Die Mieter hätten für die Zeit des Bauens eine Ausweichwohnung bekommen und würden danach wieder einziehen, sagt Kallensee. Wie auch bei anderen Wohngebäuden auf dem Gelände der Schlösser-Parks sind die Wohnungen Mitarbeitern der Stiftung vorbehalten. »Ja, es ist natürlich das Wohnen im Denkmal«, sagt Referatsleiter Thiele. Die Sicht auf die verbreiterte Havel und das gegenüberliegende Ufer seien überwältigend schön.
Immer bequem sei das Leben in der nächtlichen Ruhe, die man auch Einsamkeit nennen könne, allerdings nicht. Tagsüber hingegen reißt der Besucherstrom nur selten ab. Die Mieter müssten damit leben, dass unter ihnen ein Gaststättenbetrieb für einschlägige Geräusche und Gerüche sorgt. Mit dem Auto kann man auch nicht ohne Weiteres vorfahren. Der baulichen Historie wegen könnten moderne Wohnungsstandards nur bedingt erfüllt werden. Die meisten Fenster werden ein Vorfenster erhalten, damit die Dämmung der zum Teil vier Meter hohen Räume halbwegs gewährleistet ist. Eine Gasheizung soll noch eingebaut werden.
Das Kleine Schloss steht am Fuß einer Düne, eines kleinen Hügelzugs, der dem Park seinen unverwechselbaren Charakter gibt. In seiner Nachbarschaft oberhalb ist ein unsaniertes Gebäude zu erkennen, dass eine Blechhaube trägt. Dabei handelt es sich um den Marstall, also einen einstigen Pferdestall, sagt Sprecher Kallensee. Der Stall werde gegen den weiteren Verfall gesichert, seine Zukunft steht allerdings noch offen.
Im laufenden Jahr sollen noch einige weitere Wohngebäude auf dem Gelände der Potsdamer Parks instandgesetzt werden, hinzu kommen die Meierei im Neuen Garten und die Fassade des Schlosses Charlottenhof im Park Sanssouci. Vorgesehen ist, die 400 Millionen Euro des Sonderinvestitionsprogrammes bis 2030 vollständig auszugegeben.
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