Afrika-Cup: Guter Gastgeber Côte d’Ivoire im Finale gegen Nigeria

Das Land wächst wirtschaftlich und gesellschaftlich – und das Fußballteam beim Heimturnier

  • David Bieber
  • Lesedauer: 4 Min.
Sebastien Haller (M.) entschied das Halbfinale gegen die Kongolesen mit seinem Treffer für Côte d’Ivoire.
Sebastien Haller (M.) entschied das Halbfinale gegen die Kongolesen mit seinem Treffer für Côte d’Ivoire.

Besser könnte es bislang nicht laufen für Côte d’Ivoire. Die Mannschaft vom Gastgeber des 34. Afrika-Cups steht nach einem schwierigen Start im Finale der kontinentalen Fußballmeisterschaft – und kann sich somit im eigenen Land krönen. Der dritte Titel nach 1992 und 2015 ist nur noch einen Sieg entfernt, am kommenden Sonntag wartet im Endspiel Nigeria. Dass das gesamte Land im Westen Afrikas derzeit Kopf steht, kann man sich gut vorstellen.

Lange bevor Sebastien Haller das Siegtor im Halbfinale gegen die DR Kongo erzielte, ist Côte d’Ivoire, wie die Elfenbeinküste offiziell heißt, unter schlechten Voraussetzungen ins Turnier gestartet. Wie so oft verlief die Vorbereitung chaotisch. Und nach dem Auftaktsieg gegen Guinea-Bissau folgte sogleich die erste Niederlage: 0:1 – ausgerechnet gegen Nigeria. Die Qualifikation für das Achtelfinale war gefährdet, die Stimmung am Boden. Und sie sollte noch schlechter werden. Im letzten Gruppenspiel ging das Team mit 0:4 gegen Äquatorialguinea unter, der Tiefpunkt war erreicht. »Eine Katastrophe war das«, erinnert sich der Ivorer Landry, der als Geschäftsmann in der Wirtschaftsmetropole Abidjan arbeitet: »Wir hatten uns doch so viel vorgenommen. Jetzt standen wir vor dem Aus.«

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Côte d’Ivoire wollte sich als perfekter Gastgeber inszenieren. Dafür wurden fünf neue Stadien gebaut – und sonst auch viel Geld, das vornehmlich aus China kommt, in die Infrastruktur investiert. Für das mit Abstand bedeutendste Sportereignis auf dem afrikanischen Kontinent sollte alles stimmen. Nur die sportliche Leistung stimmte nicht. Jedem Turnier, so auch dem Afrika-Cup und der Stimmung im Lande, tut es nie gut, wenn der Gastgeber ausscheidet.

Und so reagierte der ivorische Fußballverband kurzerhand auf die schlechten Resultate und entließ seinen französischen Nationaltrainer Jean-Louis Gasset, der das Team seit Mai 2022 betreut hatte. Mit einem Franzosen hatte Côte d’Ivoire 2015 den bislang letzten großen Titel gewonnen. Folglich wurde jener Hervé Renard wieder ins Spiel gebracht. Der signalisierte seinerseits sogar Interesse, obwohl er derzeit unter Vertrag steht – als Nationaltrainer der französischen Fußballerinnen. Das kam in seiner Heimat gar nicht gut an. Schließlich wurde Gassets Assistenzcoach Emerse Fae als Interimstrainer eingesetzt.

Der Tag des Trainerwechsels sollte noch kurioser werden: Am Abend erreichte das Team dank der Schützenhilfe von Marokko, WM-Vierter von 2022, doch noch als eines von vier besten Gruppendritten das Minimalziel Achtelfinale. »Statt Sambia und Ghana standen wir im Achtelfinale. Etwas glücklich, aber wir waren alle froh und erleichtert«, schildert Landry, der nun verzweifelt noch Karten für das große Finale am Sonntag sucht. »Wir sinnen auf Revanche und sind nach diesem Turnierverlauf optimistisch, auch diese Hürde zu meistern«, meint Landry. Sein Tipp: Côte d’Ivoire 1, Nigera 0. Im Halbfinale hatte sich der Endspielgegner am Mittwochabend im Elfmeterschießen gegen Südafrika durchgesetzt. »Ein Sieg würde unserem Land guttun«, hofft Landry.

Die heimische Presse schwärmt, Organisatoren und Fans sind mit dem Turnier zufrieden. Das ist nicht immer so bei Afrika-Cups, die in der Vergangenheit schon mit Skandalen für Schlagzeilen gesorgt haben. Auch wurden Gastgebern wegen Mängeln in der Organisation die Turniere wieder entzogen. Für die Ivore scheint vieles gut zu werden, auch sportlich. Das ist ihnen und einer ganzen Region, die es gegenwärtig einmal mehr nur mit Negativschlagzeilen um Konflikte, Krisen und Kriege in internationale Medien schafft, zu gönnen.

Côte d’Ivoire leidet noch immer unter den Nachwirkungen zweier Bürgerkriege. 2002 scheiterte ein Militärputsch und führte die ehemalige französische Kolonie in eine mehrjährige Krise. Nach Neuwahlen 2010 ging das Ganze wieder los, als die Gefolgsleute des bis dahin amtierenden Präsidenten Laurent Gbagbo die knappe Wahlniederlage gegen den Herausforderer Alassane Ouattara nicht akzeptieren wollten. Gewaltsame und blutige Auseinandersetzungen forderten Hunderte von Toten. Das mittlerweile auch in diesem Land unpopuläre Frankreich griff ein und brachte letztlich die Lage unter Kontrolle. Gbagbo wurde verhaftet. Seither ist Côte d’Ivoire mit dem Wiederaufbau beschäftigt. Es gilt als eine am stärksten wachsende Volkswirtschaft in Westafrika mit viel Ressourcen und Bodenschätzen.

Ob die Afrikameisterschaften samt der Investitionen nachhaltig ökomische Effekte für das Land bringen werden, bleibt abzuwarten, wie eigentlich immer bei großen Sportereignissen. Dennoch: Der Aufschwung der Wirtschaft hält weiter an – und wird bestimmt nicht durch den Gewinn des Afrika-Cups ins Stocken geraten.

Ermöglicht hat den Einzug ins Endspiel übrigens der Dortmunder Stürmer Sébastien Haller. In einem zähen Halbfinalspiel gegen das Überraschungsteam aus der DR Kongo hatte er das entscheidende Tor erzielt. Während sein Team und Nigeria am Sonntagabend versuchen werden, den dritten beziehungsweise vierten Titel zu gewinnen, trifft die DR Kongo an diesem Sonnabend im Spiel um Platz drei auf Südafrika.

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