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Lazio Rom als Ablenkung für Musiala & Co.

Zirkus Europa: Nach der Pleite in Leverkusen soll das Achtelfinale bei Lazio Rom dem FC Bayern neue Kraft geben. Jamal Musiala hat beste Erinnerungen.

  • Sven Goldmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Jubelnder 17-Jähriger: Jamal Musiala nach dem 2:0 gegen Lazio im Achtelfinalhinspiel 2021
Jubelnder 17-Jähriger: Jamal Musiala nach dem 2:0 gegen Lazio im Achtelfinalhinspiel 2021

Benvenuto in Italia! Zur Ablenkung von den jüngsten Erniedrigungen im Bundesligaalltag dürfen sich die Herrschaften vom FC Bayern München am Mittwoch im wichtigsten, besten und teuersten Wettbewerb der Fußballwelt bei Lazio Rom austoben. Bei einer Mannschaft, gegen die sie bisher zweimal gespielt und beide Male gewonnen haben, zuletzt im Frühjahr 2021, ebenfalls im Achtelfinale der Champions League. Ganz besonders freut sich Jamal Musiala auf die Reise in die Ewige Stadt, in der er sich vor drei Jahren mit einem ganz besonderen Tor verewigt hat. Es war das erste Mal, dass er sich auf der ganz großen Bühne in den Vordergrund spielte.

Die ganz große Bühne war an jenem 23. Februar 2021 allerdings eher bescheiden ausgeleuchtet, denn es verloren sich nur eine Handvoll Zuschauer im Frühjahr 2021 unter den Einschränkungen der Corona-Epidemie. Musiala stand drei Tage vor seinem 18. Geburtstag und der Unterzeichnung seines ersten Profivertrages. Ein schmales Bürschchen mit scheuem Lächeln, und wie er da kurz vor dem Anpfiff zwischen Niklas Süle und Leroy Sané der Champions-League-Hymne lauschte, wirkte es beinahe so, als hätte sich da ein Balljunge auf das Mannschaftsfoto der Bayern geschmuggelt.

Sein Einsatz war der Münchner Personalnot geschuldet. Gerade 17 Namen standen auf der Liste für das Spiel bei der Società Sportiva Lazio. Alle anderen waren entweder verletzt oder mit dem Coronavirus infiziert. Zum Beispiel Thomas Müller, der Mann mit der Gabe, immer dort zu stehen, wo gerade der Ball herunterfällt. Dass Müllers Position als Zulieferer des alleinigen Stürmers Robert Lewandowski mit Musiala besetzt wurde, kam schon ein wenig überraschend. Bayerns Trainer Hansi Flick hatte zuvor öfter auf die Formschwankungen des Hochbegabten hingewiesen und diesem einen Stammplatz auf der Ersatzbank zugewiesen.

Zirkus Europa

Früher schlicht Pokal der Landesmeister, heute Champions League: ein inszeniertes Spektakel und Gelddruckmaschine des Fußballs. Sven Goldmann blickt auf den kommenden Spieltag.

In Rom nun stolzierte Musiala so erhaben wie einst Franz Beckenbauer nach dem 1990er WM-Triumph gegen Argentinien über den olympischen Rasen, allerdings weitaus zielorientierter. Nach Lewandowskis frühem Führungstor war es Bayerns Jüngstem vorbehalten, das Spiel in eine vorentscheidende Richtung zu lenken. Leon Goretzka legte ihm den Ball auf den Fuß. Musiala nahm ihn mit der ihm eigenen Selbstverständlichkeit an, hob kurz den Kopf, visierte die linke Ecke an und vollendete zum 2:0. Es war eine sich über drei Sekunden hinziehende fließende Bewegung und sie machte Jamal Musiala zum jüngsten Spieler, der je ein Tor in der Champions League für den FC Bayern erzielte.

Der Rest des Spiels war nebensächlich. Die Bayern siegten 4:1, und nach dem 2:0 im Rückspiel träumten sie an der Säbener Straße schon vom Einzug ins Finale von Porto und einer erfolgreichen Verteidigung des im Sommer zuvor in Lissabon gewonnenen Pokals. Daraus ist bekanntlich nichts geworden. Der Deutsche Meister scheiterte im Viertelfinale an Paris Saint-Germain, beim entscheidenden 2:3 im Rückspiel saß Musiala 90 Minuten lang auf der Bank.

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