Wegen Günstlingswirtschaft: Thomas Seitz verlässt AfD

Zu rechts ist die Partei dem Bundestagsabgeordneten nicht

Es ist eine lange Erklärung, die Thomas Seitz am Sonntag veröffentlicht hat. Als Video dauert sie 22 Minuten, der gleichlautende Text hat 20 000 Zeichen. Thomas Seitz, seit 2013 in der AfD und seit 2017 für sie im Bundestag, rechnet mit seiner Partei ab.

Zu rechts ist die Partei dem Juristen nicht, das macht er deutlich. Verfassungsschutzbeobachtung und »Correctiv«-Recherchen stören den 56-Jährigen nicht. Das wäre auch verwunderlich, schließlich hetze Seitz in der Vergangenheit äußerst fleißig. Rassistische Begriffe, Verschwörungstheorien vom Bevölkerungsaustausch und so weiter – Seitz bedient das ganze Themenfeld des rechten Rands.

Das brachte ihm auch Ärger ein. Thomas Seitz war Staatsanwalt, wurde auf Betreiben des baden-württembergischen Justizministeriums aus dem Beamtenverhältnis entlassen. Bis 2029 wurde ihm die Befähigung zum Richteramt abgesprochen, eine Zulassung als Anwalt erhält er in dieser Zeit auch nicht.

Dieser Umstand, der – wie Seitz sagt – sein altes Leben »verbrannt« habe, verhinderte, dass er schon vor drei oder vier Jahren ausgetreten ist. Jetzt ist es für ihn aber so weit. Ausschlaggebend war der AfD-Landesparteitag Baden-Württemberg Ende Februar. Dieser verlief chaotisch und Seitz vermutet dahinter einen Plan von Günstlingen der AfD-Chefin Alice Weidel. Diese ist Seitz’ Hauptfeindin. Ihr Spendenskandal ist nicht aufgeklärt. Auch in der Geschäftsstelle und der Fraktion gebe es das »System Günstlingswirtschaft«.

Wie Seitz weitermacht, lässt er offen. Treu bleiben will er sich. Mit rassistischer Hetze ist also zu rechnen.

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