Ute Vogt: Rechte Attacke auf Lebensretter

DLRG-Präsidentin Ute Voigt im Visier rechter Medien

DLRG – Ute Vogt: Rechte Attacke auf Lebensretter

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) soll zur »Bastion gegen die AfD« umgebaut werden, Rettungsschwimmer würden zur »Gesinnungspolizei«, von politischen Säuberungen wird gar geschrieben. Rechte Medien wie »Apollo News« und die »Junge Freiheit« haben mal wieder ein Thema, wegen dem sie hyperventilieren können. Schuld am Gesinnungsterror hat natürlich eine Frau.

Ute Vogt ist seit 2021 Präsidentin der DLRG und hat mit dem Vorgang, der die Rechten erregt, erstaunlich wenig zu tun. Dabei geht es nämlich um eine Satzungsänderung im Landesverband Württemberg der Lebensretter. Dort wurde ein neuer Passus zur Mitgliedschaft eingeführt, der besagt, dass »nicht Mitglied werden oder sein kann, wer Organisationen, Vereinigungen oder Parteien aktiv unterstützt, deren Ziele in Wort und/oder Tat mit § 2 (4) unvereinbar sind«. In Paragraph 2 bekennt sich die DLRG zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung und erklärt, rassistischen, verfassungs- und fremdenfeindlichen Bestrebungen entschieden entgegenzutreten und sie weder bei Gliederungen noch Mitgliedern zu dulden. Einen ähnlichen Passus hatte auch der Bundesverband im vergangenen September beschlossen.

Deswegen ist Ute Vogt nun ins Visier der Rechten geraten. Sie war früher SPD-Politikerin, saß bis 2021 im Bundestag und haute der AfD dort auch mal deutliche Worte um die Ohren. Als ein AfD-Abgeordneter nach dem verheerenden Brand im griechischen Lager Moria eine kaltschnäuzige Rede hielt und Hilfen ablehnte, sprach sie davon, wie sehr die AfD sie »anwidert«.

Vogt war zuletzt von 2019 bis 2021 innenpolitische Sprecherin der SPD-Bundestagsfraktion. Das Ende einer politischen Karriere, in der sie einmal als Supertalent galt. 2001 holte sie, noch keine 40 Jahre alt, als Spitzenkandidatin bei den Landtagswahlen in Baden-Württemberg 33 Prozent. Ein Spitzenwert für die SPD im Südwesten. 2006 trat Vogt erneut als Spitzenkandidatin an, erreichte aber nur noch 25 Prozent. 2009 wechselte sie zurück auf die bundespolitische Bühne. Eines ihrer Schwerpunktthemen: die deutsche Atompolitik. Vogt saß im Gorleben-Untersuchungsausschuss und in der Endlagerkommission.

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2020 erklärte Ute Vogt, nicht mehr für den Bundestag zu kandidieren. Nach 25 Jahren in der Politik sei es Zeit, jungen Menschen die Chance zum Einstieg zu geben. Vogt zog weg aus Baden-Württemberg an die Ostseeküste und wurde zur DLRG-Präsidentin gewählt. Als solche macht sie natürlich politische Lobby-Arbeit und wirbt für Schwimmfähigkeit, Bädererhalt und Katastrophenschutz.

Als im Oktober eine Studie zur Geschichte der DLRG zwischen 1925 und 1945 vorgestellt wurde, machte Vogt klar, welche Lehren sie daraus zieht: »Die Arbeit zeigt eindrucksvoll, dass sich die Verantwortung einer großen Gemeinschaft wie der unseren nicht auf eine ehrenwerte Aufgabe wie die Rettung am und im Wasser begrenzen lässt. Die DLRG ist Teil der bürgerlichen Zivilgesellschaft und hat als solche auch die Aufgabe, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit zu verteidigen.«

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