Nach Wasserschaden: Berliner Ensemble tüftelt an Notfallspielplan

Die Sprinkleranlage im Berliner Ensemble hat Schäden in Millionenhöhe verursacht – und zwingt das Theater, auch abseits der Bühne zu improvisieren

Feuchte Angelegenheit: Die Unterbühne im Großen Haus des Berliner Ensembles
Feuchte Angelegenheit: Die Unterbühne im Großen Haus des Berliner Ensembles

Nach einem Defekt einer Sprinkleranlage am Freitagabend muss das Berliner Ensemble seinen Spielplan für die kommenden Wochen umstrukturieren. Nun soll am Freitag wie auch am Samstag zumindest »Die Blechtrommel« im betroffenen Großen Haus aufgeführt werden, wie das Theater »nd« mitteilt. Das Stück komme ohne aufwendige Technik aus. Gestrichen werden hingegen die geplanten Vorstellungen von »Die schmutzigen Hände«.

»Um den Spielbetrieb wieder zu ermöglichen, arbeiten alle Abteilungen des Theaters mit Hochdruck daran, Stück für Stück einen Notfallspielplan zu erstellen«, heißt es weiter. Für die Vorstellungen müsse externe Technik angemietet werden. Zuvor hatte das Theater angekündigt, dass die Beseitigung aller Schäden wohl noch bis zum Beginn der kommenden Spielzeit andauere. Die aktuelle Saison läuft noch bis Anfang Juni.

Unklar ist demnach unter anderem, ob die mit Spannung erwartete Uraufführung von »RCE«, einem Stück der Schriftstellerin Sibylle Berg, wie geplant am 25. April stattfinden kann. Bereits bis Montag waren mehrere Vorstellungen von »1984« ersatzlos ausgefallen.

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Eine entscheidender Faktor bei den Planungen des Theaters spielt die beschädigte Drehscheibe der Bühne, wie Intendant Oliver Reese »nd« erklärt: »Zum aktuellen Zeitpunkt sieht es so aus, dass wir die Drehscheibe bis zum Ende der Spielzeit nicht einsetzen können.« Von Absagen betroffen sind demnach vor allem Stücke, bei deren Inszenierung die Drehscheibe unverzichtbare Rolle spielt. Reese nennt auch hier »1984« und »Die schmutzigen Hände«.

Eng werde es außerdem für Aufführungen, bei denen vermehrt Maschinenzüge zum Einsatz kommen. Grund seien die Schäden an der Obermaschinerie der Bühne. »Die Kolleg*innen der Technik prüfen gerade, welche Stücke des Repertoires spielbar sind«, teilt Reese mit.

Nach dem Vorfall rechnet das Theater mit einer »siebenstelligen Schadenssumme«, die sich aus den Wasserschäden und den finanziellen Einbußen durch ausfallende Vorstellungen zusammensetzt. Eine genauere Bezifferung des Schadens ist dem Berliner Ensemble zufolge noch nicht möglich.

Während der Pause des Stücks »Iwanow« war im Großen Hausdie Sprinkleranlage ausgelöst worden. Rund 15 000 Liter Wasser fluteten daraufhin den kompletten Bühnenraum ebenso wie die Unterbühne. Neben den bereits genannten Schäden sollen auch Scheinwerfer, Beleuchtungsequipment und Tontechnik in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Hinzu kommt die Beschädigung des aufgebauten Bühnenbilds sowie des Bühnenbodens.

»Wir befinden uns gerade in einer herausfordernden Situation«, führt Reese aus. »Aber durch das schnelle Handeln der Kolleg*innen am Freitagabend konnte der Schaden so gut es geht begrenzt werden.« Gemeinsam arbeite man unter Hochdruck daran, so schnell wie möglich wieder spielen zu können. Auch unter den aktuellen Bedingungen wolle das Theater einen attraktiven Spielplan aufbieten. »Wir hoffen auf das Verständnis und die Treue unseres Publikums!«

Bereits 2014 war es beim Berliner Ensemble zu Problemen mit einer Sprinkleranlage gekommen. Mehr als 80 000 Liter traten damals aus. Die Höhe des Schadens bewegte sich damaligen Berichten zufolge lediglich in den Hunderttausenden – wohl auch weil sich der Vorfall innerhalb der spielfreien Zeit ereignete. Als Ursache war ein Funkenflug während Handwerksarbeiten festgestellt worden.

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