Fromme Wünsche an Israel

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock besucht erneut Israel

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Kann sie ihn überzeugen, still zu halten: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (r) begrüßt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock vor einem gemeinsamen Treffen.
Kann sie ihn überzeugen, still zu halten: Israels Premierminister Benjamin Netanjahu (r) begrüßt die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock vor einem gemeinsamen Treffen.

Es war Annalena Baerbocks siebter Besuch in Israel seit dem Hamas-Massaker am 7. Oktober. Das Mantra der deutschen Staatsräson ließ sie diesmal in der Tasche. Stattdessen riet sie der israelischen Regierung zur »klugen Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke«. Das saß: Selbstbeherrschung als machtvolle Tugend zu verkaufen, ausgerechnet an den machtbesessenen israelischen Regierungschef Premier Netanjahu, zeugt von Idealismus und Sendungsbewusstsein. Aber reicht das aus, zu verhindern, was Baerbock fürchtet: die Explosion des Nahen Ostens?

Dass die Region vor dem Abgrund steht, ist keine besondere Erkenntnis für eine Außenministerin. Der Nahe Osten gleicht seit Jahrzehnten einem Pulverfass, an das mal der eine, mal der andere lokale Potentat die Lunte legt: Saddam Hussein, Baschar Al-Assad, Abdel Fattah Al-Sisi, Ayatollah Khomeini etc. Auch Großmächte wie USA, Russland oder Frankreich zündeln im fliegenden Wechsel mit, stellen sich nur wenige Fragen, bevor sie Soldaten und Bomben losschicken, um die Menschen in eine glorreiche Zukunft zu torpedieren.

Teller und Rand – der Podcast zu internationaler Politik

Teller und Rand ist der nd.Podcast zu internationaler Politik. Andreas Krämer und Rob Wessel servieren jeden Monat aktuelle politische Ereignisse aus der ganzen Welt und tischen dabei auf, was sich abseits der medialen Aufmerksamkeit abspielt. Links, kritisch, antikolonialistisch.

Netanjahu will sich nicht ins Steuer greifen lassen. Er dankte Baerbock und Cameron für die Ratschläge, stellte jedoch klar, »dass wir unsere Entscheidungen selbst treffen werden«. Deutlicher geht’s kaum: Der Gegenschlag kommt – wie, wann und wo, ist offen.

Die EU will nun Iran weiter mit Sanktionen belegen, um dessen Raketen- und Drohnenprogramm zu treffen. Ob das gelingt, ist fraglich, da der sanktionserfahrene Iran alternative Beschaffungskanäle kennt. Baerbock hat eine neue Wunderwaffe gegen den Iran: den »Wunsch der Menschen in allen Ländern der Region, einfach nur in Frieden zu leben«. Ob sie Iraner*innen dazu zählt, wird nicht klar. Im Zweifel wünschen die sich auch nichts anderes.

#ndbleibt – Aktiv werden und Aktionspaket bestellen
Egal ob Kneipen, Cafés, Festivals oder andere Versammlungsorte – wir wollen sichtbarer werden und alle erreichen, denen unabhängiger Journalismus mit Haltung wichtig ist. Wir haben ein Aktionspaket mit Stickern, Flyern, Plakaten und Buttons zusammengestellt, mit dem du losziehen kannst um selbst für deine Zeitung aktiv zu werden und sie zu unterstützen.
Zum Aktionspaket

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal