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Zivilgesellschaftliche Organisationen stärken

Mit dem neuen »Vereint für Demokratie Fonds« wollen Unternehmen und Stiftungen schnell und unbürokratisch helfen

  • Anton Benz
  • Lesedauer: 3 Min.
Philipp von der Wippel (Project Together, Zweiter von links) und Esra Küçük (Allianz Foundation, Fünfte von links) haben den Fonds mitbegründet. Auf dem Bild sind sie gemeinsam mit den Mitgliedern der Jury zu sehen, darunter die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (ganz rechts).
Philipp von der Wippel (Project Together, Zweiter von links) und Esra Küçük (Allianz Foundation, Fünfte von links) haben den Fonds mitbegründet. Auf dem Bild sind sie gemeinsam mit den Mitgliedern der Jury zu sehen, darunter die ehemalige Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (ganz rechts).

Am Dienstag haben die Allianz Foundation und die gemeinnützige Organisation Project Together den »Vereint für Demokratie Fonds« bekannt gegeben. Aus diesem Geldtopf sollen Initiativen gefördert werden, die angesichts des Rechtsrucks und der anstehenden Wahlen »in den nächsten Wochen und Monaten einen Unterschied« machen können, so Esra Küçük, die der Stiftung des Allianz-Konzerns vorsteht.

Auf der Pressekonferenz wurde auch verkündet, wie die erste Fördersumme von 840 000 Euro eingesetzt werden soll. Eine Jury hatte am Vormittag 24 Organisationen ausgewählt. Darunter befinden sich das Medienunternehmen Correctiv; die Organisation HateAid, die Betroffene von Hass im Internet unterstützt; sowie der Dachverband der Migrant*innenorganisationen in Ostdeutschland, DaMOst.

Wegen der Kürzungen im Bundeshaushalt bangten viele Organisationen derzeit um ihre Förderung, sagte HateAid-Gründerin Anna-Lena von Hodenberg. Unter diesen Umständen seien Geldgeber wie der Vereint für Demokratie Fonds besonders wichtig. Bezogen auf die jüngsten Angriffe auf Politiker betonte von Hodenberg, dass auch vom Hass im Netz eine große Bedrohung ausgehe. Deshalb müsse man jetzt die Menschen unterstützen, die sich noch trauen, ihre Stimme zu erheben.

Um möglichst effektiv zu wirken, sollen zunächst vor allem Organisationen mit »proven track record« gefördert werden – also solche, die auf bewährte Ansätze zurückgreifen können -, erklärte Küçük. Durch ein unbürokratisches Förderverfahren sollen die ausgewählten Organisationen schon in den nächsten Wochen von dem Geld profitieren.

Ein besonderes Augenmerk gelte dem regionalen Engagement, so Küçük. Deshalb entschied sich die Jury, auch den Verein »Augen auf« aus der Oberlausitz zu fördern. Er wurde 2001 als Reaktion auf die Baseballschlägerjahre gegründet und setzt sich für mehr Toleranz und Zivilcourage in Ostdeutschland ein. Die Vorsitzende Dorothea Schneider erzählte: Wenn ihr nun Menschen besorgt mitteilten, dass wir wieder auf diese Zeiten zusteuerten, dann antworte sie: »Nein, wir sind schon mittendrin.«

Seit Dezember organisiert sie mit der Unterstützung von Jugendlichen zweiwöchige Demos gegen rechts auf dem Zittauer Marktplatz. Allerdings würde man damit leicht zu einer Zielscheibe von rechten Gruppen. Mit dem Geld aus dem neuen Demokratie-Fonds möchte der Verein unter anderem Engagierte vor Übergriffen schützen.

Zu den Förderpartnern gehören neben Stiftungen und Unternehmen auch die Kampagne »Zusammenland«. Die dahinterstehenden Medienhäuser appellierten an die rund 700 Unternehmen in ihrem Netzwerk, in den Fonds einzuzahlen, hieß es auf der Pressekonferenz. Zudem habe die Gewerkschaft IG Metall gemeinsam mit dem Arbeitgeberverband Gesamtmetall alle rund 26 000 Unternehmen aus der Metall- und Elektroindustrie dazu aufgerufen, den Fonds zu unterstützen. Deshalb erwarten die Initiatoren einen deutlichen Zuwachs an Mitteln. Damit können nicht nur die acht Anwärter auf der Förder-Warteliste gefördert werden – eine Expert*innenkommission werde weitere Organisationen vorschlagen. Über die Förderung entscheidet eine Jury, die als »unabhängig« bezeichnet wird. Darin sitzen auch Vertreter der IG Metall und von Zusammenland.

Ziel des Förderfonds sei es nicht nur, Geld für Organisationen zu sammeln, sagte Küçük. Der Kontakt zu den Unternehmen, solle auch das »betriebsinterne demokratische Engagement« fördern, so Küçük.

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