- Kommentare
- Medizinische Versorgung
Im Notfall Luftschlösser
Ulrike Henning zur Zukunft der schnellen medizinischen Versorgung
In der besten aller Welten gäbe es eine perfekt strukturierte Notfallversorgung: Unter einer einheitlichen Telefonnummer wäre medizinische Expertise verfügbar, Patienten könnten einfach nur einen Rat bekommen. Oder einen Facharzttermin in Wochenfrist buchen. Oder ein Arzt würde in zwei Stunden bei ihnen auftauchen oder ein Rettungswagen in acht Minuten. Manches davon funktioniert in manchen Kommunen schon manchmal. Ähnlich zügig und stringent sollte es in den und um die Notaufnahmen herum zugehen, mit angeschlossener Arztpraxis für leichte Fälle.
So etwas wäre vielleicht sogar bis in den letzten Weiler Deutschlands zu organisieren, aber dann müsste vermutlich die ambulante und teils auch die klinische Versorgung erheblich reduziert werden. Zugegeben, der Ansatz erscheint maximalistisch. Aber etwas Ähnliches schlägt jetzt ein Gesetzentwurf zur Notfallversorgung vor. Nur dass der Rettungsdienst draußen gelassen wurde. Ansonsten werden munter Parallelstrukturen entworfen, als stünden sonst Tausende junge Ärzte vor dem beruflichen Aus: An sieben Tagen die Woche rund um die Uhr sollte es Telemedizin und aufsuchenden Notdienst geben. Leisten sollen diesen Teil die niedergelassenen Ärzte.
Gesundheitspolitik ist kein Wunschkonzert. Wer gute Pläne machen will, muss fragen, was Patienten wollen, welche Ressourcen da sind und wie man sie am besten nutzt. Oder wie man sie weiterentwickelt. Ansonsten bleibt es bei Luftschlössern. Und einige clevere Akteure werden weiter maximalen Profit machen – zulasten von Beschäftigten und Versicherten.
Andere Zeitungen gehören Millionären. Wir gehören Menschen wie Ihnen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser*innen und Autor*innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Dank der Unterstützung unserer Community können wir:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ Themen ins Licht rücken, die sonst im Schatten bleiben
→ Stimmen Raum geben, die oft zum Schweigen gebracht werden
→ Desinformation mit Fakten begegnen
→ linke Perspektiven stärken und vertiefen
Mit »Freiwillig zahlen« tragen Sie solidarisch zur Finanzierung unserer Zeitung bei. Damit nd.bleibt.