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Sabally und Fiebich: New Yorks neue Basketball-Heldinnen

Nyara Sabally und Leonie Fiebich sichern New York Liberty den ersten Titel in der WNBA

  • Lennart Garbes
  • Lesedauer: 5 Min.
Leonie Fiebich (l.) und Nyara Sabally (r.) machten mit ihren guten Leistungen auch den schelchten Tag von Sabrina Ionecsu (M.) wett.
Leonie Fiebich (l.) und Nyara Sabally (r.) machten mit ihren guten Leistungen auch den schelchten Tag von Sabrina Ionecsu (M.) wett.

Noch vor der Schlusssirene nahmen sich Nyara Sabally und Leonie Fiebich einen Moment ganz für sich. Während die letzten Sekunden im fünften Spiel der WNBA-Finalserie herunterliefen, gingen die beiden Nationalspielerinnen an der Mittellinie des Spielfelds aufeinander zu, die Hände vor den Gesichtern. Was folgte, war eine lange, innige Umarmung. Zu diesem Zeitpunkt war schon klar, dass New York Liberty das entscheidende Spiel gegen die Minnesota Lynx und damit auch die Meisterschaft in der WNBA gewinnen würde.

Als sich Sabally und Fiebich wenig später aus ihrer Umarmung lösten, war um sie herum schon das komplette Chaos ausgebrochen. Luftschlangen regneten von der Hallendecke des Barclays Centers in Brooklyn herab, neben den beiden Deutschen lag ihre Mitspielerin Sabrina Ionescu vor Freude schreiend auf dem Boden und Kameraleute und Fotograf*innen strömten aufs Spielfeld, um ganz nah an den Frauen dran zu sein, die für WNBA-Gründungsmitglied New York Liberty nach 28 Jahren endlich den ersten Titel gewinnen konnten.

»Ich habe meine ganze Karriere für Momente wie diesen gearbeitet. Das jetzt geschafft zu haben, zu Hause im fünften Spiel bedeutet mir die Welt. Mir fehlen die Worte«, erklärte Nyara Sabally wenig später bei der Überreichung der Meistertrophäe, während die 17 732 Fans in der ausverkauften Arena lautstark ihren Namen skandierten. Bevor die 24-Jährige dann doch noch etwas sagen konnte, stürmte ihre ältere Schwester Satou – die ebenfalls in der WNBA bei den Dallas Wings spielt – das Interview und sorgte für die zweite Umarmung zweier deutscher Nationalspielerinnen bei der Meisterfeier in New York.

Das Nyara überhaupt direkt nach dem Spiel vor einem Millionenpublikum in den USA zum Fernsehinterview gebeten wurde, lag an der herausragenden Leistung, mit der die Berlinerin zum 67:62-Sieg ihrer Liberty beigetragen hatte. 13 Punkte und sieben Rebounds standen am Ende in der Statistik. In den vier hart umkämpften Finalspielen zuvor, von denen New York und Minnesota jeweils zwei gewinnen konnten, war Sabally als Einwechselspielerin nie über vier Punkte hinausgekommen.

Doch im entscheidenden allerletzten Spiel der Finalserie in der Nacht auf Montag zeigte die Deutsche ihr wahrscheinlich bestes Playoff-Spiel im Trikot der New Yorkerinnen. »Ny[ara] war immer bereit und wusste, dass ihre Zeit im Finale noch kommen würde. Sie war der X-Faktor heute. Wir waren müde, wir haben alles versucht, aber wir brauchten einen Funken, und sie war genau das. Wir sind so stolz auf sie«, adelte auch US-Superstar Breanna Stewart ihre deutsche Teamkollegin nach dem Spiel.

Dabei sah es insbesondere in der ersten Halbzeit lange so aus, als ob New York mit dem enormen Druck des Entscheidungsspiels schlechter zurechtkommen würde als Minnesota. Die Lynx gingen sofort mit 6:0 in Führung und lagen nach dem ersten Viertel mit 19:10 vorn. Bis zur Pause kämpften sich die New Yorkerinnen zwar bis auf 27:34 heran. Doch insbesondere die Liberty-Stars Breanna Stewart und Sabrina Ionescu fanden dank der starken Verteidigung der Lynx überhaupt nicht ihren Offensivrhythmus. Stewart stand zur Halbzeit bei fünf, Ionescu bei null Punkten.

Im dritten Abschnitt hatten dann beide Teams Probleme, ihre Würfe zu verwandeln, bis eine starke Sequenz der beiden deutschen Liberty-Spielerinnen New York die erste Führung brachte. Beim Stand von 36:38 für Minnesota klaute Fiebich den Lynx den Ball. Anschließend fand Aufbauspielerin Ionescu Nyara Sabally mit einem geschickten Pass direkt unter den Korb. Sabally konnte ausgleichen, sicherte anschließend nach einem Minnesota-Fehlwurf den Rebound und besorgte nach einem erneuten Ionescu-Pass das 40:38. Mit neun Punkten im dritten Viertel hatte die 24-Jährige entscheidenden Anteil daran, dass New York endgültig ins Spiel zurückfand.

Trotz der euphorischen Fans in Brooklyn, die ihr Team nach der ersten Führung noch lauter anfeuerten, blieb die Partie bis zum Schluss des vierten Viertels extrem eng. Als Breanna Stewart 38 Sekunden vor dem Ende beim Stand von 58:60 für Minnesota Nerven zeigte und zwei Freiwürfe verwarf, deutete schon vieles auf eine Fortsetzung von New Yorks Titeltrauma hin. Doch Stewart wurde drei Sekunden vor Spielende erneut gefoult und verwandelte diesmal eiskalt beide Freiwürfe.

Mit 60:60 ging es danach in die fünfminütige Verlängerung. In dieser schickte Liberty-Trainerin Sandy Brondello ihre beiden deutschen Spielerinnen von Beginn an aufs Parkett. Und die Entscheidung der Australierin sollte sich auszahlen. Leonie Fiebich traf direkt den ersten Dreier aus der rechten Ecke zur 63:60-Führung für New York. Wenig später spekulierte Sabally in der Defensive goldrichtig, fing einen Pass von Minnesota ab, zog allein zum Korb und stellte auf 65:60. Diesen Vorsprung gab New York dann nicht mehr her.

»Ehrlich gesagt habe ich immer noch nicht realisiert, was in den letzten Monaten alles passiert ist. Nyara und ich haben jeden Tag zusammen verbracht, zuerst beim Nationalteam, dann wieder hier in New York. Wir hatten große Ziele, und ich bin so stolz, dass wir die erreicht haben«, resümierte Leonie Fiebich, die als Starterin mit ebenfalls 13 Punkten und sieben Rebounds erneut eine starke Leistung zeigte. Schon bei Olympia in Paris hatten Fiebich und die Sabally-Schwestern mit dem Erreichen des Viertelfinales mit Deutschland einen großen Erfolg gefeiert.

Jetzt gehören die beiden Liberty-Spielerinnen nach Marlies Askamp (2002) und Dirk Nowitzki (2011) auch noch zu den vier deutschen Basketballer*innen, die in den USA den Meistertitel holen konnten. Das Erfolgsgeheimnis dafür rief Nyara Sabally im besten Berliner Akzent dann nach dem Sieg sogar noch auf Deutsch in die US-amerikanischen Fernsehmikrofone: »Immer weiter, wa!«

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