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Falscher Friedensengel Joaw Galant

Cyrus Salimi-Asl zum Rauswurf des israelischen Verteidigungsministers Joaw Galant

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (links) und Verteidigungsminister Joaw Galant bei einer Pressekonferenz
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu (links) und Verteidigungsminister Joaw Galant bei einer Pressekonferenz

Da schmeißt ein Chef seinen Untergebenen raus und der wird plötzlich zum Hoffnungsträger einer Protestbewegung. Joaw Galant, der von Benjamin Netanjahu gefeuerte Verteidigungsminister, gilt regierungskritischen Israelis mysteriöserweise als Hoffnungsträger. Er wäre in der Lage gewesen, die noch lebenden Geiseln in Gewalt der Hamas zurück zu ihren Familien zu bringen, heißt es. Oder einen Waffenstillstand herbeizuführen. Einer, dessen Kompass noch richtig eingestellt gewesen sei und dem man jetzt nachtrauern müsste. Selbst die Opposition, die Israels Mehrfrontenkrieg fast widerspruchslos mitträgt, hat sich als Fan Galants geoutet. Wie kurz ist doch das menschliche Gedächtnis.

Nur zwei Tage nach dem Massaker von Hamas und Islamischer Dschihad, am 9. Oktober 2023, ließ Joaw Galant eine vielsagende Video-Botschaft verbreiten: »Wir verhängen eine vollständige Blockade des Gazastreifens: kein Strom, keine Lebensmittel, kein Wasser, kein Gas.« Und: »Wir kämpfen gegen menschliche Tiere.« Mit diesen Worten umriss er das, was die israelische Armee in den Folgemonaten im Gazastreifen entfesseln würde. Ein Friedensengel benutzt mutmaßlich andere Töne.

Ob Galants Ablösung durch den bisherigen Außenminister Israel Katz den Kriegsverlauf ändern wird, ist fraglich. Schlimmer als bisher kann es kaum werden, über 43 000 Palästinenser wurden bislang getötet. Zu erwarten ist eine harmonischere Zusammenarbeit zwischen Regierungschef und Verteidigungsminister: Krieg bis zum Sieg über Hamas und Hisbollah sowie Kontrolle des Gazastreifens.

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