Französische Militärbasen im Tschad und Senegal müssen schließen

Beziehungen mit Frankreich sollen aber nicht infrage gestellt werden

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Das war mal: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (r) begrüßt Mahamat Idriss Déby, Präsident des Tschad. Das afrikanische Land will jetzt ein Militärabkommen mit Frankreich lösen.
Das war mal: Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron (r) begrüßt Mahamat Idriss Déby, Präsident des Tschad. Das afrikanische Land will jetzt ein Militärabkommen mit Frankreich lösen.

Der Einflussverlust Frankreichs in den Staaten auf dem Gebiet seiner früheren Kolonien in West- und Zentralafrika setzt sich fort. Der Tschad erklärte in einer Mitteilung ein Militärabkommen mit Frankreich für beendet. Erwartet wird, dass das den Abzug der bislang rund 1000 französischen Soldaten aus dem zentralafrikanischen Land bedeuten wird.

Senegals Präsident Bassirou Diomaye Faye sagte französischen Medien zeitgleich in Interviews, dass französische Soldaten den Senegal mittelfristig verlassen sollten. Einen Zeitpunkt ließ er offen und versprach, dass Paris rechtzeitig informiert werde. Frankreich hat offiziell noch rund 350 Soldaten in dem westafrikanischen Küstenstaat.

Medienberichten zufolge wollte Paris ohnehin Hunderte Militärs aus Afrika abziehen. Frankreichs Außenminister Jean-Noël Barrot besucht in dieser Woche unter anderem den Tschad und den Senegal, wobei keine Angaben zu Verteidigungsthemen gemacht wurden.

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Zusammenarbeit ja – aber ohne Militärbasen

Der Tschad ebenso wie der Senegal verwiesen auf ihre Souveränität. Es sei Zeit für den Tschad, seine Partnerschaften neu auszurichten, teilte das Außenministerium mit. »66 Jahre nach der Ausrufung der Republik Tschad ist es Zeit für den Tschad, sich voll und ganz zu seiner Souveränität zu bekennen und seine strategischen Partnerschaften anhand seiner nationalen Prioritäten neu zu definieren«, teilte der Außenminister des zentralafrikanischen Landes, Abderaman Koulamallah, am Donnerstag im Onlinedienst Facebook mit.

Der Schritt markiere eine »historische Wende«, schrieb Koulamallah weiter. Die Aufkündigung der Abkommen bedeute aber keinen Bruch mit Frankreich, »wie im Niger oder anderswo«, sagte er der Nachrichtenagentur AFP. Man stelle die historischen und freundschaftlichen Bande zu Frankreich damit keineswegs infrage.

Kein Bruch mit Frankreich

Senegals Präsident Faye betonte ebenfalls, dass diese Ankündigung keinen »Bruch« mit Frankreich einleiten solle. Stattdessen strebe der Senegal eine »erneuerte Partnerschaft« mit Paris an. Sein Land wolle zudem mit so vielen Ländern wie möglich Partnerschaften pflegen. Faye betonte, für eine Zusammenarbeit seien keine französischen Militärbasen im Senegal nötig. Umgekehrt sei so etwas nicht vorstellbar.

Der Tonfall unterschied sich deutlich von dem in Mali, Burkina Faso und dem Niger, die nach Militärputschen in den vergangenen Jahren im Streit mit Frankreich gebrochen hatten. Die antifranzösische Stimmung wird von Russland verstärkt, das zum Partner dieser Länder geworden ist. Der Senegal grenzt im Westen, der Tschad im Osten an die Ländergruppe an.

Russland baut seinen Einfluss zeitgleich weiter aus

Russlands Vize-Premierminister Alexander Nowak besuchte in dieser Woche Mali und Burkina Faso und wird im Niger erwartet. Man wolle die Zusammenarbeit in der Verteidigung, Energie, Infrastruktur und Landwirtschaft ausbauen, hieß es. In allen drei Staaten, vor allem aber Mali, sind russische Militärs und Söldner, offiziell als Ausbilder, im Einsatz.

Der Tschad, der an den Niger angrenzt, liegt im Inneren der Sahelzone am Südrand der Sahara inmitten mehrerer Konfliktstaaten und galt als letzter verbliebener Partner des Westens gegen islamistische Terroristen in der Sahelzone. Durch die Region verlaufen entscheidende Migrations- und Schmuggelrouten Richtung Europa. Im Juni hatte Russlands Außenminister Sergej Lawrow den Tschad besucht und militärische Hilfe versprochen. Agenturen/nd

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