Für die Polygamie

Cyrus Salimi-Asl zur Schließung der französischen Basen im Senegal

  • Cyrus Salimi-Asl
  • Lesedauer: 2 Min.
Der senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye möchte, dass Frankreich seine Militärbasen in seinem Land schließt.
Der senegalesische Präsident Bassirou Diomaye Faye möchte, dass Frankreich seine Militärbasen in seinem Land schließt.

Zuerst Mali und Burkina Faso, dann der Niger, jetzt Senegal und Tschad: Frankreichs postkoloniales Imperium in Afrika zerbröckelt. Die ehemaligen Kolonien befreien sich aus der paternalistischen Umarmung des weißen Kolonialherren, wollen ihre Souveränität ausspielen und komplimentieren die französischen Soldaten aus dem Land. Es gehe darum, die »strategischen Partnerschaften anhand der nationalen Prioritäten neu zu definieren«, wie es Tschads Außenminister ausdrückte.

Das spricht für sich: Französische Soldaten waren und sind in verschiedenen west- und zentralafrikanischen Staaten stationiert, meist nicht im Interesse der Gastgeber, sondern des Gastes – im Austausch für Geld und militärischen Schutz. Frankreich konnte so wahlweise seinen Einfluss wahren, Flüchtlinge im EU-Auftrag am Weiterziehen nach Europa hindern oder islamistische Gruppen im Sahel bekämpfen, eine zuletzt besonders strapazierte Begründung, warum westliche Truppen in Afrika stationiert sein müssten.

Mit der Schließung der Militärstützpunkte bahnt sich ein neues Verhältnis zwischen Frankreich und seinen vormaligen afrikanischen Kolonien an, das, so ist zu hoffen, auf Respekt und Gleichwertigkeit beruht, eben eine Beziehung auf Augenhöhe. Weder Senegal noch Tschad wollen die Brücken nach Frankreich einreißen. In die Lücke könnte jedoch Russland stoßen und seine Dienste anbieten; Russlands Vizepremier tourt gerade durch Westafrika. Die beiden Länder wären gut beraten, den einen Patron nicht durch einen anderen zu ersetzen, sondern polygame Beziehungen zu pflegen, je nach den nationalen Bedürfnissen.

- Anzeige -

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -