Musk-Gastbeitrag sorgt für Eklat

AfD-Wahlaufruf des Tech-Milliardärs ruft viel Kritik hervor

  • Lesedauer: 3 Min.
Elon Musk (rechts) unterstützt den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Jetzt versucht er auch Einfluss auf den Bundestagswahlkampf zu nehmen.
Elon Musk (rechts) unterstützt den designierten US-Präsidenten Donald Trump. Jetzt versucht er auch Einfluss auf den Bundestagswahlkampf zu nehmen.

Die Veröffentlichung eines Gastbeitrags von US-Milliardär Elon Musk mit einem Wahlaufruf für die AfD in der »Welt am Sonntag« (Wams) hat zu heftigen Reaktionen geführt. SPD-Generalsekretär Matthias Miersch kritisierte den Springer-Verlag dafür. »Dass der Springer-Verlag Elon Musk überhaupt eine offizielle Plattform bietet, um Wahlwerbung für die AfD zu machen, ist beschämend und gefährlich«, sagte Miersch dem »Handelsblatt«. Der Vorgang zeige, »wie weit rechte Netzwerke inzwischen vorgedrungen sind«.

nd.Kompakt – unser täglicher Newsletter

Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.

Auch den US-Unternehmer und künftigen Berater des designierten US-Präsidenten Donald Trump ging Miersch mit scharfen Worten direkt an. Es sei »inakzeptabel, dass ausländische Milliardäre versuchen, unsere politische Landschaft zu beeinflussen und dabei Parteien unterstützen, die unsere demokratischen Werte untergraben«, erklärte er in Richtung Musk. »Deutschland braucht keine Einmischung von außen und schon gar keine Unterstützung für rechtsextreme Positionen.« Auch der Grünen-Wahlkampfleiter Andreas Audretsch missbilligte das Verhalten von Musk und sieht darin »eine Gefahr für unsere Demokratie und die Meinungsfreiheit«.

Der SPD-Generalsekretär Miersch lobte zugleich das Verhalten von »Welt«-Redakteurinnen und -Redakteuren, die gegen die Veröffentlichung des Artikels protestiert hatten: »Die Reaktionen innerhalb der Redaktion der ›Welt am Sonntag‹ geben Hoffnung – sie zeigen, dass es auch in schwierigen Zeiten Journalistinnen und Journalisten gibt, die Verantwortung übernehmen und klar Haltung zeigen.«

Bereits Anfang der Woche hatte ein Beitrag von Musk auf dessen Onlinedienst X für Schlagzeilen gesorgt, in dem er schrieb, nur die AfD könne »Deutschland retten.« In seinem Gastbeitrag für die »Wams« führte er nun aus, angesichts eines angeblich bevorstehenden »wirtschaftlichen und kulturellen Zusammenbruchs« Deutschlands sei die AfD »der letzte Funke Hoffnung für dieses Land«, da nur sie die deutsche Wirtschaft wiederbeleben oder durch eine »kontrollierte Einwanderungspolitik« einen Identitätsverlust verhindern könne.

»Deutschland braucht keine Einmischung von außen und schon gar keine Unterstützung für rechtsextreme Positionen.«

Matthias Miersch SPD-Generalsekretär

Obwohl Musks Beitrag eine Gegenrede des designierten »Welt«-Chefredakteurs Jan Philipp Burgard gegenüber gestellt war, löste die Veröffentlichung scharfe Kritik aus. Die Meinungschefin der »Welt« quittierte umgehend ihren Job. »Ich habe gestern nach Andruck meine Kündigung eingereicht«, schrieb Eva Marie Kogel am Samstag auf X.

Der Deutsche Journalisten-Verband protestierte derweil »gegen den Freifahrtschein für Musk durch die Redaktionsverantwortlichen der ›Welt‹«, per Gastbeitrag Wahlwerbung für die AfD machen zu dürfen. Der DJV-Vorsitzende rief »alle Redaktionen auf, sich im Bundestagswahlkampf nicht instrumentalisieren zu lassen« und sorgfältig mit Gastbeiträgen umzugehen. »Deutsche Medien dürfen sich nicht als Sprachrohr von Autokraten und deren Freunden missbrauchen lassen«, warnte er. Agenturen/nd

Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen

Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.