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Nazi-Angriff auf Ehepaar in Jamel
Unbekannte schießen mit Feuerwerkskörpern und rufen »Sieg heil«
Jamel. Die Organisatoren des Musikfestivals »Jamel rockt den Förster« gegen Rechtsextremismus sind in der Silvesternacht von noch unbekannten Tätern bedroht worden. Eine entsprechende Mitteilung des Ehepaars Horst und Birgit Lohmeyer aus dem Dorf bei Wismar bestätigte die Polizei auf Nachfrage.
Zwei Unbekannte hätten das Grundstück der Lohmeyers betreten und damit Hausfriedensbruch begangen, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums Rostock. Zudem hätten die Männer eine Rakete in Richtung der Lohmeyers gezündet und »Sieg heil« gerufen. Als die Polizei eintraf, hatten sie das Grundstück bereits verlassen. Die Ermittlungen laufen.
»Wir sind geschockt über die Dreistigkeit dieses Hausfriedensbruchs, den nichts entschuldigt«, sagte Horst Lohmeyer. Das Geschehen erinnere an eine Attacke im Jahr 2015, als die große Scheune der Lohmeyers in Brand gesteckt worden war. Das Ehepaar schreibt in seiner Mitteilung, es seien mehrere vermummte Männer und Jugendliche auf dem Grundstück gewesen. »Sie attackierten das Wohnhaus und Birgit und Horst Lohmeyer selbst gezielt mit Feuerwerkskörpern und Raketen.«
Das Musik- und Kulturfestival »Jamel rockt den Förster« wurde 2007 von dem aus Hamburg stammenden Paar ins Leben gerufen. Die jährliche Veranstaltung richtet sich explizit gegen Rechtsextremismus. Im Jahr 2023 berichtete die ARD-Dokumentation »Jamel – Lauter Widerstand« über die bis dahin 16 Festivals. Zuletzt traten unter anderem die Fantastischen Vier und Olli Schulz dort auf.
Das Dorf in der Gemeinde Gägelow mit weniger als 40 Bewohnern gilt seit Anfang der 1990 Jahre als Hochburg der Neonazi-Szene. Verbindungen soll es auch zu dem Netzwerk »Hammerskins« geben: Bei Razzien im Jahr 2023 hatte die Polizei in Jamel, im Thinghaus in Grevesmühlen sowie in Zempin auf der Insel Usedom tonnenweise Propagandamaterial, größere Mengen Schusswaffen, Messer und Sprengstoff gefunden. dpa/nd
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