- Kommentare
- Kandidaten zur Bundestagswahl
Ein Micha kommt sicher
Die Kandidierenden für den Bundestag sind im Schnitt viel zu männlich
Michael ist 52 Jahre alt und Berufspolitiker, genauer gesagt Abgeordneter im Bundestag. Mehr wissen wir nicht über ihn, denn: Michael existiert überhaupt nicht. Vielmehr hat das Jobportal Indeed das Profil des »typischen Bundestagskandidaten« erstellt und genauer angeschaut, wer sich aktuell für ein Mandat bewirbt. Der häufigste Name unter den 4506 Wahlbewerber*innen: Michael, Durchschnittsalter dieser Namensträger: 52. Ganze 587 der aktuell 733 Abgeordneten treten erneut zur Wahl an, deshalb überrascht es kaum, dass der fiktive Kandidat mit dem am weitesten verbreiteten Vornamen die Berufsbezeichnung Politiker trägt.
Umso erstaunlicher: Studierende bilden die zweithäufigste »Berufsgruppe« der Kandidierenden und auf Platz vier des Rankings stehen Pensionär*innen/Rentner*innen.
Was die Liste der häufigsten Vornamen angeht, muss man lange suchen, bis man auf einen weiblichen trifft. Genauer gesagt bis auf Platz 18. 28 Annas würden gerne in den Bundestag einziehen. Mit 36 Jahren sind sie wesentlich jünger als der Durchschnitts-Michael. Insgesamt ist laut Indeed nur jede*r dritte Anwärter*in auf einen Sitz im Bundestag eine Frau. Das entspricht übrigens ziemlich genau der aktuellen Verteilung im Parlament der Bundesrepublik.
Bis man einen Namen findet, der auf eine Migrationsgeschichte schließen lässt, scrollt man sich fast den Zeigefinger wund: Ganze vier Alis kandidieren. Platz 227.
Bei 82 Namensvettern kann man mit einiger Gewissheit sagen: Ein Micha kommt sicher! Bleibt zu hoffen, dass es einer sein wird, der künftig für mehr Annas und Alis im Bundestag sorgen will.
Wir sind käuflich. Aber nur für unsere Leser*innen.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Mit »Freiwillig zahlen« machen Sie mit. Sie tragen dazu bei, dass diese Zeitung eine Zukunft hat. Damit nd.bleibt.