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- Wehrdienst-Plände der CSU
Pisa-Versager in die Bundeswehr!
Andreas Koristka ist Fan der neuen Wehrdienstpläne der CSU, auch wenn er selbst leider nicht mehr mitmachen kann
Geht es nach dem Willen der CSU, dann wird die Wehrpflicht noch in diesem Jahr wieder eingeführt. Das ist eine grundvernünftige Idee. Denn aus dem finsteren Osten droht Putin und auch auf die USA ist kein Verlass mehr, seit Trumps stabiles Genie eine grandiose Flitze nach der nächsten produziert. Und wenn der US-Präsident übermorgen auf die Idee kommt, aus Wildau am Werbellinsee die Riviera der Schorfheide zu machen, dann wird die Bundeswehr dem nach jetzigem Stand nichts entgegensetzen können, weil sie nicht genügend Soldaten hat.
Es spricht für die CSU, dass sie den jungen (Noch-nicht-)Wehrpflichtigen zutraut, das Vaterland retten zu können. Man könnte ja leise Zweifel hegen, dass Menschen, die sich untereinander »Digger« nennen, Edgar-Frisuren tragen und bei den Bundesjugendspielen nach einem 1000-Meter-Lauf reihenweise umkippen, nur weil es mal knapp über 39 Grad hat, zu solchen Leistungen in der Lage wären. Doch so traurig und beängstigend es auch ist: Sie sind unsere einzige Hoffnung. Wer nicht möchte, dass Markus Söder in ein paar Jahren vom Russen oder Amerikaner unterjocht wird oder mit ihnen kollaborieren muss (letzteres ist weitaus wahrscheinlicher), sollte all seine Hoffnung in die jungen Wehrpflichtigen setzen.
Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.
Ich selbst werde bei der Vaterlandsverteidigung leider nicht mittun können, weil ich vor vielen Jahren einen sehr überzeugenden Gesinnungsaufsatz geschrieben hatte, in dessen Folge ich vom Dienst an der Waffe befreit wurde. Anschließend musste ich mehrere Monate im Hausmeister-Keller einer brandenburgischen Kita vegetieren und stets zur Stelle sein, um finster zu gucken, wenn die Erzieherinnen einem unartigen Kind drohten, es »runter zum Zivi« zu schicken. Solche wertvollen erzieherischen Maßnahmen haben den brandenburgischen Kindern nicht geschadet. Das sind heute alles gesunde Erwachsene, die mehrheitlich AfD wählen. Sie müssen strenggenommen also gar nicht vor Putin und Trump beschützt werden.
Die Wehrpflicht ist trotzdem eine gute Idee, denn dann stören die Jugendlichen nicht mehr so sehr im Stadtbild. Klar ist es nicht schön, wenn ein Teil von ihnen als Kanonenfutter endet. Aber was hätten sie sonst gemacht? Tiktok geschaut und Obszönitäten auf Parkbänke gekritzelt. Das ist doch auch kein würdiges Leben!
Daran, dass wir alle verloren sind in den Fängen verrückter Männer, die die Welt unter sich aufteilen möchten, wird auch eine Wehrpflicht nichts ändern. Dennoch wäre es schön, wenn die vielen jungen Pisa-Versager wenigstens einmal in ihrem Leben das bekämen, was sie verdienen: einen Zwangsdienst. Uns hat der doch auch nicht geschadet.
Im Gegenteil, die Erziehung meiner eigenen Kinder wird noch heute von jenen Zivildiensterfahrungen bereichert. Das Spielzimmer wird jedenfalls zuverlässig aufgeräumt, wenn ich damit drohe, meine Brut in den Keller einzusperren. Auf ähnliche Weise profitieren sicherlich später auch die Kinder künftiger Wehrdienstleistender. Und wenn alles bestmöglich abläuft, werden sie dies der CSU zu verdanken haben.
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