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Entmenschlichung des Feindes
Cyrus Salimi-Asl zum UN-Menschenrechtsbericht über Israels Vorgehen gegen die Palästinenser
Sexualisierte Gewalt, Erniedrigung und die Versagung reproduktiver Rechte. Das zeichnete das Vorgehen der israelischen Armee im Gaza-Krieg aus und die israelische Besatzungspolitik im Westjordanland. Dokumentiert mit Zeugenaussagen sowie Foto- und Video-Material durch eine im Mai 2021 vom UN-Menschenrechtsrat eingesetzte unabhängige Untersuchungskommission. Im neuesten Bericht nimmt sie sich der systematischen Anwendung geschlechtsspezifischer Gewalt seit dem 7. Oktober 2023 an.
Mittels systematischer sexualisierter Demütigung entmenschlichten demnach israelische Soldaten den »Feind«: nackte und mit verbundenen Augen gefesselte palästinensische Männer; Frauen, die ihre Schleier abnehmen und in Unterwäsche vor männlichen Soldaten stehen müssen. Im Gazastreifen hat das Militär die Versorgung Schwangerer und Neugeborener unmöglich gemacht. Geburten zu verhindern, heißt es im Bericht, erfülle auch Tatbestände des Völkermordes.
Diese Maßnahmen dienten dazu, ein »System der Unterdrückung aufrechtzuerhalten«, schlussfolgerte der UN-Kommissionsvorsitzende. Die israelische Regierung wischt die Vorwürfe mit dem Argument der »Voreingenommenheit« vom Tisch. Netanjahu bezeichnete den UN-Menschenrechtsrat als »anti-israelischen Zirkus«. Konsequenzen wird der Bericht nicht haben. Die Welt nimmt Notiz, schaut dann aber weiter zu. Speziell Länder wie Deutschland, die geneigt sind, Israels Kriegsführung und seine Besatzungspolitik als zwar hart, aber gerechtfertigt anzusehen, denn man bekämpfe schließlich »Bestien«.
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