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Mietenwahnsinn: Vonovia in die Schranken weisen
Gerichtsurteile scheinen den Konzern nicht zu interessieren, meint David Rojas Kienzle
Vonovia tut es wieder. Wie das »Berliner Bündnis gegen Vonovia« mitteilt, verschickt Deutschlands größter Vermieter weiter Mieterhöhungsschreiben, die er mit nicht im Mietspiegel aufgeführten Merkmalen wie »gute ÖPNV-Anbindung« oder »gute Nahversorgung« begründet. »Fantasiemerkmale« nennt das Bündnis das.
An sich nicht überraschend, ist doch möglichst viel Miete aus den Mieter*innen zu pressen das Geschäftsmodell des Immoriesen. Was aber überrascht, ist die Dreistigkeit, mit der Vonovia dabei vorgeht. Laut »Berliner Bündnis gegen Vonovia« haben mittlerweile alle sechs Berliner Amtsgerichte Urteile gefällt, die sagen: Das geht so nicht. Eigentlich dürfte bis in die Konzernzentrale vorgedrungen sein, dass diese Mietspiegeltricks illegal sind.
Dass Vonovia trotzdem immer wieder versucht, auf diesem Weg Mieten zu erhöhen, zeigt vor allem eines: Gerichtsurteile jucken den Konzern nicht, wenn sie nur einzelne Mieter*innen anstrengen. Denn nicht wenige dürften sich einschüchtern lassen und den Mieterhöhungen zugestimmt haben. In der Summe lohnt es sich dann für Vonovia, ein paar gerichtliche Schlappen einzustecken.
Wenn Gerichtsurteile den Konzern nicht zum Einlenken bringen, wäre es eigentlich an der Zeit, dass Politik und Verwaltung einschreiten. Aber von Schwarz-Rot ist weder im Bund noch im Senat dahingehend etwas zu erwarten. Was bleibt also übrig, wenn Immobilienkonzerne ihre Macht so schamlos ausspielen? Das »Berliner Bündnis gegen Vonovia« macht es vor: Es baut Gegenmacht auf. Nur gemeinsam kann man dort hinkommen, wo es den Immokonzernen wirklich weh tut und Druck ausübt: ans Geld.
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