Glückssache Arzttermin

Ulrike Henning glaubt nicht, dass Patienten mit Strafen zu steuern sind

Nein, so lange muss niemand warten: Skelett als Anschauungsmaterial in der Orthopädiepraxis einer Krankenhausambulanz
Nein, so lange muss niemand warten: Skelett als Anschauungsmaterial in der Orthopädiepraxis einer Krankenhausambulanz

Das Problem der unentschuldigt versäumten Arzttermine dürfte eines der geringsten sein, mit dem niedergelassene Ärzte zu kämpfen haben. Wirklich ärgerlich ist es für Fachrichtungen, die zeitlich umfangreiche Untersuchungen oder längere Therapiesitzungen anbieten. In der Mehrzahl der Praxen wird ein ausfallender Patient eher für eine, wenn auch minimale Entspannung im Alltag sorgen.

Jedoch gehören die verpassten Termine zu den Aufregern, die vermutlich immer dann auftauchen, wenn sich die Zunft sonst – etwa wegen Stau im politischen Ablauf – zu wenig gehört fühlt. Dabei wollen sich die Kassenärzte eher nicht mit einzelnen säumigen Patienten auseinandersetzen, nein, die Krankenkassen sollen zahlungspflichtig gemacht werden.

Aus Patientensicht birgt das Thema Termine vor allem dann Zündstoff, wenn man noch keinen hat und erst einen haben will – am besten, ohne bereits in einer Fachrichtung schon in Behandlung zu sein. Möglicherweise wollen die Kassenärzte jetzt die Wut dieser Patienten nur umlenken.

Termine lassen sich schwerer einhalten, wenn sie teils erst in Wochen oder Monaten angesetzt sind. Patienten können auch Terminservicestellen nutzen, vielleicht machen das manche gleich mehrfach und parallel. Bis der Arztbesuch ansteht, haben mitunter die Selbstheilungskräfte des Körpers längst gewirkt. Nicht umsonst sind Versorgungssteuerung und die Reduzierung von unnötigen Arztkontakten Gegenstand der jetzigen Koalitionsgespräche – und gerade nicht verpasste Termine.

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