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Mindestlohn: Keine Angst, kein Einheitslohn
Felix Sassmannshausen beruhigt die Unternehmer in der Mindestlohndebatte
Es droht ein Einheitslohn in Deutschland! So klingt es mit Schrecken aus den Chefetagen, wenn dort in alter antisozialistischer Manier gegen die mögliche Anhebung des gesetzlichen Mindestlohns auf 15 Euro gewettert wird. Die Tariflöhne könnten mit einer solchen Lohnuntergrenze nicht schritthalten, jammert man scheinheilig. Während man bei jeder Tarifrunde so tut, als müsste man sich die kleinste Gehaltserhöhung aus den Rippen leiern.
Die Behauptungen sind natürlich Unfug. Erstens, weil ein tatsächlicher Einheitslohn auch die Gehälter der Unternehmer*innen umfassen würde – wovon die politische Debatte in Deutschland leider um Lichtjahre entfernt ist. Und zweitens, weil die 15 Euro eine klare Berechnungsgrundlage haben: Sie beziehen sich auf 60 Prozent des Medianlohns. Jenes Einkommen also, unter dem die eine Hälfte der Menschen in der Bundesrepublik liegt und die andere darüber. Die Mindestlohnberechnung bezieht folglich die Tariflöhne mit ein.
Dass die Lohnuntergrenze zuletzt überhaupt so stark angestiegen ist, liegt daran, dass sie jahrelang unterhalb der Armutsschwelle lag. Was den Unternehmen quersitzt, ist, dass sie künftig den Niedriglöhner*innen nicht mehr so viel Mehrwert abpressen können wie bisher (wenn es tatsächlich dazu kommt). Davon haben sie über Jahrzehnte, dank der Einführung von Hartz IV und Minijobs durch die SPD, prächtig profitiert.
Also keine Angst, werte Unternehmer*innen, die künftige Bundesregierung ist von einer sozialistischen Umverteilung ebenso weit entfernt wie die Lohnuntergrenze von einem Einheitslohn. Sie ist nur das Mindeste, um im Zuge von Inflation und Handelskonflikten ein annähernd existenzsicherndes Niveau zu garantieren.
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