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Antimilitarismus kreativ gegen Heldenkult
Kriegsgegner planen Adbusting-Aktionen zum Veteranentag
»Bundeswehr zum Kotzen« steht auf einem Transparent. Es weist den Weg zu einem Seminar über kreativen Protest gegen das Militär. Eingeladen haben Aktive aus der Berliner Ortsgruppe der Deutschem Friedensgesellschaft/Vereinigte KriegsgegnerInnen (DFG/VK) und ein antimilitaristisches Netzwerk. Ein Dutzend Aktive aus verschiedenen Städten haben sich für ein verlängertes Wochenende in die zweite Etage des Kultur- und Bildungszentrums Raoul Wallenberg (Kubiz) in Berlin-Weißensee eingemietet. Neben theoretischem Input zu »Rechts-Offenheit« und Antisemitismus auch in der Friedensbewegung kam auch das Hauptthema nicht zu kurz.
Im Hof des Kubiz liegen einige große Plakate auf den Boden, wie sie in Berlin an vielen Werbeaufstellern zu sehen sind. Darunter sind einige gelbe Poster mit dem Logo »Weil wir Dich lieben«, die die Vorzüge der Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) anpreisen. Doch ein Detail hat sich geändert: Die abgebildeten Personen haben Sprechblasen erhalten, auf denen »Nahverkehr statt Bundeswehr« steht.
»Wir wollen dagegen protestieren, dass für Aufrüstung massiv Geld ausgegeben wird, das im öffentlichen Nahverkehr fehlt«, sagt Jan, einer der Seminarteilnehmer. Wer auf Bus und Bahn angewiesen ist, leide täglich unter Verspätungen und ausfallenden Verbindungen. Wenige Stunden später hängen die Plakate mit der antimilitaristischen Parole an verschiedenen Haltestellen in Berlin-Weißensee.
Die Neugestaltung der BVG-Poster war ein »Warm-up« für eine bundesweit geplante Adbusting-Aktion zum Veteranentag am 15. Juni 2025. In rund 60 Städten sollen an dem Tag aktive und ehemalige Soldat*innen gewürdigt werden. Antimilitaristische Gruppen sehen in dem erst im vergangenen Jahr von der Ampel-Koalition zusammen mit den Unionsparteien geschaffenen neuen Gedenktag ein Symbol für die Militarisierung der deutschen Gesellschaft und wollen auch mithilfe umgestalteter Werbeplakate dagegen protestieren.
Dazu wurden auf dem Wochenendseminar Vorschläge gesammelt, die auch auf der Webseite der Veranstalter nachgelesen werden können. »Nazis nicht den Hof machen – nein zum Veteranentag« und »Heldenverehrung ist so was von 1933« sind zwei zentrale Parolen, die sowohl auf die von Altnazis dominierte Gründergeneration der Bundeswehr als auch auf aktuelle rechtsextreme Vorfälle in der Truppe verweisen. Bereits im Vorfeld des Veteranentages sollen die Protestplakate in zahlreichen Städten hängen.
Seit Jahren nutzen Antimilitarist*innen das Mittel des Adbustings, also des heimlichen Austauschs von Werbeplakaten durch Klartext-Versionen von deren Botschaften. Die Urheber der umgestalteten Plakate wurden teils massiv kriminalisiert: Es kam zu Razzien und gar zu Anklagen. Mittlerweile ist durch mehrere Urteile klargestellt, dass Adbusting keine Straftat ist.
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