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Erschreckend abgestumpft
Zum AfD-Ergebnis bei der Bürgermeisterwahl in Templin
Ein weiteres Mal ist dem Land Brandenburg am Sonntag ein hauptamtlicher Bürgermeister von der AfD erspart geblieben. Spätestens in der Stichwahl unterliegen die AfD-Kandidaten bis jetzt jedem Mitbewerber – so auch Christian Bork im uckermärkischen Templin.
Die 46,2 Prozent der Stimmen, die er bekam, belegen aber: Selbst die durch den Verfassungsschutz erfolgte Einstufung als gesichert rechtsextremistische Partei hält fast die Hälfte der Wähler nicht mehr davon ab, ihr Kreuz bei den Kandidaten der AfD zu machen. Vergleichbare Zustimmungswerte genügten der AfD bei der Bundestagswahl im Februar, um neun von zehn Wahlkreisen in Brandenburg zu gewinnen. Dafür reicht nämlich die einfache Mehrheit der Stimmen. Um Bürgermeister zu werden, bedarf es einer absoluten Mehrheit spätestens in der Stichwahl. So weit ist der Landesverband noch nicht. Früher oder später könnte er aber dahin kommen. Das ist schon länger nicht mehr auszuschließen.
Verantwortlich dafür ist eine wenig zufriedenstellende Politik der demokratischen Parteien. Fehler eingestehen müsste sich jedoch auch die Journalistenzunft. Sie hat die 2013 gegründete AfD schon früh in die ganz rechte Ecke gestellt, als es noch eine neoliberale und nationalkonservative Partei mit zugegeben soundso vielen Neonazis gewesen ist. Als sich die AfD immer weiter nach rechts bewegte, blieb den Kollegen keine Steigerungsmöglichkeit mehr, um diesen Trend zu beschreiben.
Die Folge davon: Wenn den Bürgern jetzt erklärt wird, die AfD sei eine rechtsextremistische Partei, so winken viele Menschen ab und wollen es nicht glauben. Dabei ist es inzwischen Tatsache.
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