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Handelskonflikte sind Klassenkonflikte
Felix Sassmannshausen über blendende Rhetorik zum Abkommen zwischen Großbritannien und den USA
Als »großartigen Deal« preist US-Präsident Donald Trump das angekündigte Handelsabkommen zwischen Großbritannien und den USA. Die »historische Einigung« würde Tausende von britischen Arbeitsplätzen in Schlüsselsektoren wie der Automobilherstellung und der Stahlindustrie sichern, klingt es auch euphorisch beim britischen Premierminister Keir Starmer. Und in der Fachwelt streitet man über die Frage, wer beim Schlagabtausch besser punkten konnte.
Und was ist mit den Beschäftigten, die von allen Seiten umgarnt werden? Die Gewerkschaften standen beim Abkommen weit unten in der Hackordnung, heißt es aus der größten Beschäftigtenvertretung GMB. Und das ist symptomatisch – nicht nur für das sozialdemokratisch regierte Großbritannien. Überall ringen Gewerkschaften darum, mitreden zu dürfen und ein paar Brotkrumen vom großen Verhandlungstisch abzubekommen. Mehr als Arbeitsplatzsicherheit ist meist nicht drin – auf Kosten von Kolleg*innen am anderen Ende der Welt.
Anders wird das auch nicht sein, wenn die USA am Wochenende mit ihrem derzeit mächtigsten Konkurrenten China verhandeln und kommende Woche die EU-Handelsminister*innen in Brüssel zusammenkommen, um über einen gemeinsamen Fahrplan zu beraten. Im Kern geht es um die Interessen der eigenen Konzerne, die versuchen, sich unter veränderten weltwirtschaftlichen und geopolitischen Bedingungen auf dem Weltmarkt zu behaupten.
Handelskonflikte sind schließlich Klassenkonflikte, egal ob sie im Namen von Freihandel oder Protektionismus geführt werden. Von der funkelnden Rhetorik sollte sich niemand blenden lassen.
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