Tim Klüssendorf soll neuer SPD-Generalsekretär werden

Der Lübecker will die Partei erneuern: mit »Demut, aber auch Selbstbewusstsein« und »klarer Kante gegen Populismus«

Sozialdemokratie – Tim Klüssendorf soll neuer SPD-Generalsekretär werden

Eine steile Karriere hat Tim Klüssendorf bislang hingelegt. Seit 2021 sitzt er für die Sozialdemokraten im Bundestag, seit dem vergangenen Jahr ist er Sprecher der Parlamentarischen Linken in der SPD-Bundestagsfraktion. Am Montag nun hat ihn das Präsidium einstimmig als neuen Generalsekretär der Partei vorgeschlagen. Beim Parteitag Ende Juni soll er gewählt werden, ab sofort übernimmt er das Amt bereits kommissarisch. Er steht inhaltlich für eine gewisse Kontinuität, denn auch seine Vorgänger auf dem Generalsekretärsposten, Matthias Miersch und Kevin Kühnert, gehörten zum sogenannten linken Flügel der Sozialdemokraten.

Geboren 1991 in Lübeck, trat Klüssendorf schon mit 16 in die SPD ein. Von 2010 bis 2012 war er Vorsitzender der Jusos in der Hansestadt. Während seines Studiums der Volkswirtschafts- und Betriebswirtschaftslehre in Hamburg engagierte er sich kommunalpolitisch. 2013 zog er in die Lübecker Bürgerschaft ein, wo er als jugendpolitischer Sprecher Themen wie Familienfreundlichkeit und Sozialberufe bearbeitete. Ab 2018 bis zu seinem Einzug in den Bundestag 2021 war der Finanzpolitiker persönlicher Referent des Lübecker Bürgermeisters Jan Lindenau.

Bei der Bundestagswahl 2021 holte der Politiker auf Anhieb das Direktmandat im Wahlkreis Lübeck und ließ dabei die CDU-Politikerin Claudia Schmidtke deutlich hinter sich. Auch bei der Bundestagswahl im Februar holte er die meisten Erststimmen. Er war bisher im Parlament Mitglied im Finanzausschuss und im Ausschuss für Digitales.

Er habe einen »riesigen Respekt« vor der Aufgabe als Generalsekretär, sagte Klüssendorf am Montag in Berlin. Er will mit einer Mischung »aus Demut, aber auch Selbstbewusstsein« an die Arbeit gehen. Die wichtigsten Herausforderungen sieht er in der Aufarbeitung des schlechten Wahlergebnisses der SPD, ihre programmatische Aufstellung für die Zukunft, den Kampf für Demokratie und die Abwehr von Populismus und Extremismus.

Im Zuge der Koalitionsverhandlungen hatte der Parteilinke vor Verschärfungen bei der Migrationspolitik und beim Bürgergeld gewarnt. Das seien »soziale und integrationspolitische Rückschritte«. Bereits im Sommer 2022 hatte er unter anderem mit einem Strategiepapier von sich reden gemacht, in dem er Wege aufzeigte, wie eine einmalige Vermögensabgabe erhoben werden könnte.

Privat ist Klüssendorf leidenschaftlicher Fußballer und war bis Oktober 2023 Aufsichtsratsmitglied beim VfB Lübeck. Nun spielt er für den FC Bundestag. mit AFP

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