- Politik
- Nordafrika
Gefechte in Libyen nach Tod von Milizenführer
Uno ruft in Libyen zur Deeskalation auf
In Libyens Hauptstadt Tripolis kam es Dienstagnacht zu Gefechten zwischen bewaffneten Gruppen, nachdem der einflussreiche Milizenführer Abdel Ghani al-Kikli, auch bekannt als »Gheniwa«, von bislang Unbekannten getötet worden war. Al-Kikli galt als enger Verbündeter von Premierminister Abdul Hamid Dbeibah und hatte sich in den vergangenen Monaten zunehmend mit anderen bewaffneten Gruppen über territoriale und wirtschaftliche Einflusszonen überworfen.
Die Kämpfe brachen auch in dicht besiedelten Vierteln aus. Augenzeug*innen berichteten von schwerem Waffeneinsatz, Explosionen und Militärkonvois, die in die Hauptstadt rollten. Die genaue Zahl der Opfer war am Dienstagmittag unklar. Die libysche Übergangsregierung rief vorübergehend den Notstand aus und forderte die Bevölkerung auf, zu Hause zu bleiben. Das Bildungsministerium setzte den Unterricht für Dienstag aus, Krankenhäuser gingen in den Notbetrieb, Flüge nach Tripolis wurden zum Flughafen Misrata in Ostlibyen umgeleitet.
Al-Kikli war Anführer des Stability Support Apparatus (SSA), einer offiziell dem Präsidialrat in Tripolis unterstehenden, aber de facto unabhängig operierenden Miliz und Küstenwache. In den vergangenen Jahren war die seit 2021 bestehende Truppe auch in Schleusergeschäfte verwickelt. Sein Tod verweist auf die anhaltende Instabilität des ölreichen Landes, wo trotz eines formellen Waffenstillstands seit 2020 zwei rivalisierende Regierungen im Westen und Osten mit ihnen verbundenen Milizen um Einfluss kämpfen. Als Drahtzieher der Ermordung al-Kiklis vermuten Beobachter*innen jedoch die ebenfalls mit der westlibyschen Regierung verbundene 444. Brigade, die zum Verteidigungsministerium gehört.
Regelmäßig brechen in Libyen Kämpfe zwischen Milizen aus. 2023 starben dabei Dutzende Menschen. Die Vereinten Nationen warnten vor einer erneuten Eskalation und riefen die Konfliktparteien auf, ihre Waffen niederzulegen. »Angriffe auf Zivilisten und zivile Einrichtungen können Kriegsverbrechen darstellen«, betonte die UN-Unterstützungsmission in Libyen in einer Erklärung.
Nach Angaben der Einheitsregierung in Tripolis hat das Verteidigungsministerium inzwischen die vollständige Kontrolle über das besonders von Kämpfen betroffene Viertel Abu Salim übernommen. In einer offiziellen Erklärung des Ministeriums hieß es, die Militäroperation sei »erfolgreich beendet« worden.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.