IHK-Wasserkongress in Berlin: Mehr Geld, weniger Bürokratie

Umweltinitiativen fordern höhere Wasser­gebühren für Unternehmen – Unternehmen fordern Fördermittel

Durch den Kohleausstieg könnte der Spree bald einiges an Wasser fehlen. Deshalb diskutieren Unternehmen und Politiker*innen über Maßnahmen gegen die Wasserknappheit.
Durch den Kohleausstieg könnte der Spree bald einiges an Wasser fehlen. Deshalb diskutieren Unternehmen und Politiker*innen über Maßnahmen gegen die Wasserknappheit.

Ob Überleitung von Wasser aus der Elbe in die Spree oder die Entsalzung von Ostseewasser – es sind Riesen-Projekte, die vielen Akteur*innen vorschweben, um die Region Berlin-Brandenburg-Sachsen nach dem Kohleausstieg in der Lausitz vor der Austrocknung zu bewahren. Durch das in der Spree künftig fehlende Kohleabbauwasser und die Klimakrise droht Wasserknappheit. Dieser wollen die regionalen Unternehmen vor allem durch technische Projekte begegnen; die politischen Entscheidungen auf dem Weg dahin dauern ihnen zu lange. Das zeigte sich am Dienstag beim Wasserkongress der Industrie- und Handelskammern (IHK) in Berlin.

Etwa 300 Teilnehmende diskutierten dort in unterschiedlichen Foren etwa über den Umbau von Städten zur Schwammstadt und über den Umgang mit dem Kohleausstieg. Als ein Ergebnis zum Thema Kohleausstieg wurde dabei zum Beispiel festgehalten, dass Speichertechnologien und Wassertransfers eine zentrale Rolle bei der künftigen Wasserversorgung der Region spielen sollen. Wegweisende Entscheidungen müssten die verantwortlichen Politiker*innen bis spätestens 2030, besser schon früher fällen, Genehmigungsvorgänge sollen beschleunigt werden.

Um den Schwammstadt-Ausbau voranzutreiben, also das Regenwasser in Städten vor Ort zu nutzen und nicht in die Fließgewässer abzuleiten, braucht es aus Sicht der Unternehmen unter anderem mehr Mittel auf kommunaler Ebene und eine »finanzielle Belohnung«, wenn Eigentümer auf ihren Grundstücken Flächen entsiegeln, damit das Wasser in den Boden und ins Grundwasser versickern kann, hieß es bei der Ergebnisvorstellung.

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Um die politische Perspektive abzubilden, stellten die drei für die regionale Wasserversorgung zuständigen Abteilungsleiterinnen der Landesregierungen Berlin, Brandenburg und Sachsen den aktuellen Stand der Planung vor. Bis 2030 wolle man das gemeinsame Vorgehen zum Wassermanagement angesichts der drohenden Knappheit festgelegt haben.

Dabei sind sowohl Ostsee-Entsalzung als auch Elbe-Überleiter noch im Rennen. Wir prüfen alles ergebnisoffen», sagte Anke Herrmann vom Brandenburger Umweltministerium. Eine Machbarkeitsstudie zum Meerwasser soll noch in diesem Jahr vom Land beauftragt werden, bislang fehlten dazu noch die Festsetzung des Landeshaushalts, so Herrmann. «Wir schließen nichts aus», sagt ihre Kollegin Birgit Lange aus Sachsen im selben Ton. Eine Machbarkeitsstudie zur Elbe-Überleitung laufe bereits und sei 2026 oder 2027 abgeschlossen. Eine Studie zu den Möglichkeiten der Wasserspeicherung sei aktuell ausgeschrieben.

Bevor der Kongress am Dienstagmorgen startete, hatten Umweltorganisationen aus Brandenburg im Vorfeld eine kleine Protestaktion durchgeführt, um sich gegen die Kohleindustrie und für eine gerechte Wasserverteilung einzusetzen. «Während drinnen über Wassersicherheit gesprochen wird, verdunstet in der Lausitz durch gigantische Tagebauseen täglich Wasser für Generationen, während die Kohleverstromung die Klimakrise und damit Dürren vorantreibt – das ist der blinde Fleck der Wasserpolitik», sagte Magdalena Eder vom Klimabündnis Brandenburg.

Die Aktivist*innen fordern, dass Unternehmen wie der Lausitzer Energiekonzern Leag höhere Gebühren für die Wasserentnahme zahlen müssen – so könnten Lücken im Landeshaushalt gefüllt und wichtige sozialökologische Investitionen getätigt werden. Die Leag habe «jahrelang Grundwasser aus dem Boden gepumpt», «riesige Mondkrater» verursacht und «Zigmillionen Tonnen CO2 emittiert für ihre Profite», sagt Lena Eyerich vom Jugendforum Nachhaltigkeit Brandenburg. «Jetzt pumpen sie wieder Wasser in gigantische Verdunstungsseen. Und dafür bezahlen sie fast nichts!»

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