Leider nur schöne Worte

Bernhard Clasen zum Gipfeltreffen in Istanbul

  • Bernhard Clasen, Kiew
  • Lesedauer: 2 Min.
Türkische Sicherheitskräfte stehen vor dem Dolmabahce-Palast, wo Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Delegationen erwartet werden. Putin ist nicht nach istranbul gekommen.
Türkische Sicherheitskräfte stehen vor dem Dolmabahce-Palast, wo Gespräche zwischen russischen und ukrainischen Delegationen erwartet werden. Putin ist nicht nach istranbul gekommen.

Die Worte des russischen Delegationsleiters bei den ukrainisch-russischen Verhandlungen in Istanbul sind schön. Einen langfristigen und stabilen Frieden wolle Russland. Die russische Seite sei auf eine ernste und professionelle Arbeit eingestellt. Doch die Kluft zwischen Russlands schönen Worten und seinen unschönen Taten ist gewaltig.

Während die russische Führung von Friedensverhandlungen und langfristigem Frieden spricht, befiehlt sie gleichzeitig weitere Raketenangriffe. Drei Menschen haben am Mittwoch im ukrainischen Sumy durch eine russische Rakete ihr Leben verloren, acht weitere wurden verletzt. Auch die Entsendung einer Delegation von eher niedrigem Rang zu den Friedensgesprächen zeigt, dass man im Kreml aktuell keinen Frieden unbedingt will, eher den nächsten Großangriff auf die Ukraine plant. Ganz klar: Russland redet vom Frieden und heizt den Krieg gleichzeitig an. Weitere Sanktionen gegen Russland scheinen daher nicht verkehrt.

Neutrale Länder einbeziehen

Wichtig ist aber, neutrale Länder wie Brasilien, die Türkei, Südafrika und China einzubeziehen bei der Forderung nach einem sofortigen Waffenstillstand. Richten muss man sie an Russland, die ukrainische Bevölkerung braucht man von ihr nicht mehr zu überzeugen.

Doch auch die Ukraine und die mit ihr verbündeten Staaten sollten sich ihre Entscheidungen gut überlegen. Vor den Verhandlungen haben ukrainische Drohnen ebenfalls Menschen auf russischem Gebiet verletzt. Daheim wird derweil weiter die russische Sprache diskriminiert und eine Entsendung deutscher Taurus-Raketen zum Beschuss russischen Territoriums wäre ein weiterer kräftiger Schuss Öl ins Feuer.

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