- Sport
- DFB-Pokal
Stuttgart voll Vorfreude auf Europa und die Bayern
Nach dem 4:2 im DFB-Pokalfinale gegen Drittliga-Meister Bielefeld eröffnen sich für Stuttgart weitere Titelchancen
Am Sonntag stand die nächste Etappe des Partymarathons auf dem Stuttgarter Schlossplatz an, nachdem die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß in Berlin bereits bis tief in die Nacht gefeiert hatte. Die sehr ausgelassene Stimmung beim VfB erzählte auch von der besonderen Anspannung, die vor diesem DFB-Pokalfinale gegen den Drittligameister Arminia Bielefeld auf den Stuttgartern gelastet hatte. Direkt nach dem 4:2-Sieg verrieten ihre Gesichter, dass neben großer Freude auch reichlich Erleichterung mitschwang, der Favoritenrolle gerecht geworden zu sein und den ersten Titelgewinn für den VfB seit der deutschen Meisterschaft 2007 geschafft zu haben. Mit dem vierten Pokaltriumph nach 1954, 1958 und 1997 hatten die Stuttgarter zudem eine schwierige Saison mit einem großen Erfolg abgeschlossen – und die Bewertung der Spielzeit gerettet.
Entsprechend diffus war die Gefühlslage beim VfB. Besonders deutlich wurde das beim Trainer. »Ziemlich viel Leere« empfinde er, sagte Hoeneß kurz nach der Pokalübergabe, »man begreift es noch nicht. Ich bin überglücklich, man sieht’s mir nur nicht an, weil in mir so viel los ist, in alle Richtungen.« Ähnlich erging es seinen Spielern. »Ich bin fix und fertig«, bekannte Maximilian Mittelstädt nach dem insgesamt klaren Sieg durch die Tore von Nick Woltemade (15.), Enzo Millot (22./66.) und Deniz Undav (28.), ehe Bielefeld durch den eingewechselten Julian Kania (82.) und ein Eigentor von Josha Vagnoman (85.) noch auf 2:4 herangekommen war.
Unser täglicher Newsletter nd.Kompakt bringt Ordnung in den Nachrichtenwahnsinn. Sie erhalten jeden Tag einen Überblick zu den spannendsten Geschichten aus der Redaktion. Hier das kostenlose Abo holen.
Zu tun hatte das Gefühlschaos auch damit, dass hinter dem VfB komplizierte Monate und Jahre liegen. Kurz nach dem Amtsantritt von Hoeneß hatten die Stuttgarter im Mai 2023 in der Relegation gegen den Hamburger SV den Abstieg aus der Bundesliga verhindert. »Es ist lange her, dass der VfB einen Titel geholt hat. Vor zwei Jahren war das noch sehr weit weg«, erinnerte Hoeneß. Vor einem Jahr hatte er sich mit den Stuttgartern als Zweiter der Bundesliga für die Champions League qualifiziert, aus der sie in dieser Saison nach der Hauptrunde ausgeschieden waren. Zudem hatte sich der VfB mit dem neunten Platz in der Bundesliga begnügen müssen.
Umso wichtiger fürs große Bild war nun der Pokalsieg. Nicht nur, um einer Blamage gegen den Zweitliga-Aufsteiger zu entgehen, sondern vor allem auch, um die Ligaphase der Europa League zu erreichen. Mit Vorfreude blicken sie beim VfB nun auf den Europapokal. Zuvor eröffnet sich für die Schwaben im Supercup am 16. August bereits eine weitere Titelchance. Dann steht als erstes Pflichtspiel der kommenden Saison der Supercup gegen jenen FC Bayern an, der gerade damit beschäftigt ist, sich nach der Absage von Wunschspieler Florian Wirtz neu zu sortieren.
Der jüngst von Bundestrainer Julian Nagelsmann nominierte Angreifer Woltemade hofft durch das Final Four der Nations League und anschließend bei der EM mit der U 21 noch im Juni auf sein persönliches Triple. »Ich würde gerne einen Dreierpack machen, was Titel angeht. Nummer eins habe ich jetzt«, sagt der 23-Jährige vergnügt.
Ausschlaggebend im Pokalfinale waren die Qualitätsunterschiede beider Mannschaften gewesen. Exemplarisch dafür standen jene drei Minuten in der ersten Viertelstunde, in denen die Bielefelder ihre erste Großchance vergaben und die Stuttgarter ihre nutzten. Zunächst hatte Arminias Noah Sarenren Bazee freistehend aus fünf Metern nur die Latte getroffen, ehe Woltemade nach einem Bielefelder Ballverlust und einem Steilpass des überragenden Angelo Stiller auf der Gegenseite frei aufs Tor zulief und zur Führung einschoss. Und weil Stuttgart zwei weitere Konter danach genauso kühl ausspielte, war dieses Finale schon nach nicht einmal einer halben Stunde entschieden.
Zunächst hatte Millot dank eines schnellen Gegenangriffs nach einer Bielefelder Ecke und einem Missverständnis zwischen Sam Schreck und Marius Wörl eingeschoben. Kurz darauf traf auch Undav nach einem schnellen Gegenzug, als Bielefelds Maximilian Großer den Ball im Aufbau an Stiller verloren hatte. Der VfB hatte seine ersten drei Chancen eiskalt genutzt und dabei stets von Bielefelder Fehlern profitiert. Auch Millots 4:0 war ein Bielefelder Fehlpass vorausgegangen. Danach kam die Arminia zwar noch zu zwei Toren, womit sie als erster Drittligist in einem DFB-Pokalfinale getroffen hatte, was Hertha BSC II (1993), Energie Cottbus (1997) und Union Berlin (2001) nicht gelungen war.
Bei allem Stolz über eine bemerkenswerte Pokalsaison samt Aufstieg in die zweite Liga waren zunächst »natürlich alle enttäuscht«, sagte Trainer Mitch Kniat. Dennoch wurde auch in Bielefeld am Sonntag gefeiert: Zunächst mit einem Korso durch die Stadt und anschließend mit einem Empfang der Mannschaft im Rathaus.
Wir sind käuflich.
Aber nur für unsere Leser*innen. Damit nd.bleibt.
Die »nd.Genossenschaft« gehört ihren Leser:innen und Autor:innen. Sie sind es, die durch ihren Beitrag unseren Journalismus für alle zugänglich machen: Hinter uns steht kein Medienkonzern, kein großer Anzeigenkunde und auch kein Milliardär.
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen aufgreifen
→ marginalisierten Stimmen Raum geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten voranbringen
Werden Sie Teil unserer solidarischen Finanzierung und helfen Sie mit, unabhängigen Journalismus möglich zu machen.