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VW-Dieselaffäre: Fehlender Aufklärungswille
Es braucht mehr Haftstrafen im Volkswagen-Dieselskandal, meint Kurt Stenger
Als Bauernopfer fühlen sich die Verurteilten im Volkswagen-Prozess. Nicht nur für sie kam überraschend, dass es für zwei Ex-Manager Gefängnisstrafen gibt. Die Verfahren gegen zahlreiche Mitangeklagte waren im Laufe der Jahre sang- und klanglos eingestellt worden. Die Kritik der übrig gebliebenen Angeklagten ist daher nachvollziehbar. Aber nicht als Rechtfertigung für ihre Taten, sondern nur als Beleg fehlenden Aufklärungswillens. Deutlich machte der Prozess vor allem den Corpsgeist von VW-Leuten, die sich offenbar auch mittels Falschaussage gegenseitig deckten und immer noch kein bisschen Einsicht und Reue zeigen. Dies ist das Ergebnis der komplexen Entscheidungsstrukturen in einem Großkonzern, der sich schier unantastbar fühlt.
Doch der eigentliche Skandal ist, dass fast zehn Jahre ins Land zogen, bis die ersten strafrechtlich belangt werden. In Sachen Börsenkursmanipulation und Schaden für Kunden ging es zügiger. Die niedersächsischen Strafverfolgungsbehörden taten sich zusammen mit der Landes- und der Bundespolitik schwer, die Machenschaften bei VW als illegal zu werten. Dass Niedersachsen am größten privaten Arbeitgeber im Land selbst beteiligt ist, war natürlich alles andere als hilfreich. Selbst im konservativen, konzernfreundlichen Bayern wurde beim Dieselskandal die schützende Hand über Audi schneller weggezogen.
Das späte Urteil ruft in Erinnerung, dass es bei den Manipulationen von Millionen Dieselfahrzeugen nicht um kleine Tricksereien ging. Luftverschmutzung fordert jährlich Zehntausende Opfer, vor allem in ärmeren Innenstadtvierteln. Wer die vorgeschriebene Schadstoffreinigung wissentlich aushebelt, begeht daher schweren Betrug. Und das ist eine Straftat, auf die zurecht mehrere Jahre Gefängnis steht.
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