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Bus-Betriebshof Cicerostraße der BVG droht einzustürzen
BVG sucht Planer für Neubau an der Cicerostraße
Die Nutzung des zentralsten Busdepots der BVG ist seit Ende Januar »massiv eingeschränkt«. Denn die Service- und Werkstatthalle für 250 Busse des nicht einmal 500 Meter vom Kurfüstendamm entfernt gelegenen Betriebshofs Cicerostraße in Wilmersdorf musste wegen Einsturzgefahr gesperrt werden. Der Fahrzeugpark vieler Innenstadtbuslinien wie M19, M29, M46 oder M48 ist hier stationiert, insbesondere Doppeldecker.
Der südliche Teil der um 1957 errichteten Halle, die als »das zentrale Gebäude des Busbetriebsbahnhofes« bezeichnet wird, ist aus Spannbeton. »Der
verwendete Stahl birgt das Risiko eines Versagens aufgrund einer Spannungsrisskorrosion«, heißt es in der nun veröffentlichten Ausschreibung, mit der die Berliner Verkehrsbetriebe Planer für einen Neubau suchen. Unmittelbar nach Übergabe der Analyse am 27. Januar sei der Hallenteil gesperrt worden.
Eine Teilerneuerung oder Teilsanierung werde »aufgrund des ohnehin abgelaufenen Nutzungsvorrats verworfen«, heißt es in der Ausschreibung. Das Gebäude ist also ein wirtschaftlicher Totalschaden. Stattdessen soll ein Neubau entstehen, dessen Kosten auf 66 Millionen Euro geschätzt werden.
»Dauerhaft und langfristig« solle der Betriebshof für 208 Busse »unter Berücksichtigung der kommenden Fahrzeuggeneration« erneuert werden, so die BVG. Es soll also alles schon für den Unterhalt von Elektrobussen vorbereitet werden.
Zunächst soll neben dem einsturzgefährdeten Teil des Gebäudes die neue Instandhaltungswerkstatt entstehen. Anschließend soll die marode Halle abgerissen und auf deren Fläche die neue Servicewerkstatt gebaut werden. Anschließend soll auch der nördliche Hallenteil verschwinden, der noch den Serviceteil der Werkstatt beherbergt. Stattdessen sollen künftig dort Busse abgestellt werden können.
Der Terminplan ist straff. Nach Planungsbeginn im Juli soll im Dezember der Aufsichtsrat der BVG die Beauftragung der Neubauten beschließen. Im Oktober 2026 soll der Bau der neuen Instandhaltungswerkstatt beginnen und genau ein Jahr später in Betrieb genommen werden. Im Oktober 2028 soll die neue Servicehalle betriebsbereit sein. Im Juni 2029 soll mit der Übergabe der neuen Abstellflächen die Maßnahme abgeschlossen sein.
Damit das klappt, muss nicht nur bei der Auftragsvergabe und den Planungs- und Bauleistungen nun alles klappen, sondern auch bei externen Stellen wie den Wasserbetrieben oder dem Bezirksamt Charlottenburg-Wilmersdorf, das den Bau genehmigen muss.
Schließlich müssen auch die Investitionsmittel aufgetrieben werden – mitten im harten Sparkurs der Senatsverwaltung. In der Anfang des Jahres beschlossenen Investitionsplanung des Senats für die Jahre bis 2028 wurde die Summe halbiert, die für Investitionen in die Nahverkehrsinfrastruktur zur Verfügung stehen soll. Zusammengenommen für 2026 und 2027 sollen es nur noch 320 Millionen Euro statt der ursprünglich vorgesehenen 645 Millionen Euro sein. Bei solchen Aussichten sind 66 Millionen Euro für den Ersatzneubau auf dem Betriebshof nicht von Pappe.
Der Betriebshof Cicerostraße ist der älteste Hof der BVG. 1899 wurde er als Straßenbahnhof eröffnet und 1939 geschlossen, nachdem ihn die Wehrmacht zu Beginn des Zweiten Weltkriegs beschlagnahmt hatte. 1943 wurde er durch Bomben zerstört. Bis 1957 wurde das Gelände für Kleingärten genutzt, bevor am 1. Juni 1958 der heutige Busbetriebshof eröffnet worden ist.
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