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Bürgermeister Kai Wegner als PR-Gesicht
David Rojas Kienzle zu Kai Wegners Besuch bei Amazon
Kommt er oder kommt er nicht? Diese Frage mussten sich am Montag die Demonstrant*innen auf der Kundgebung gegen die Eröffnung des Amazon-Standortes in Berlin im glänzenden »Edge East Side Tower« stellen. Dabei ging es eigentlich um jemanden, der seinem Job halber alle Berliner*innen vertreten sollte: den Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Dass er tatsächlich vor Ort war, konnte man schließlich einer Pressemitteilung von Amazon entnehmen.
Offiziell angekündigt wurde der Auftritt aber nicht. Lediglich zwei andere Termine finden sich in der offiziellen Terminliste des Regierenden für Montag. Nun kann man auch von einem Stadtoberhaupt nicht erwarten, dass er jeden seiner Schritte mit der Öffentlichkeit teilt.
Amazon ist aber nicht nur irgendein Unternehmen. Der Mega-Konzern unterläuft betriebliche Mitbestimmung und verhindert Tarifverträge. Er vermeidet Steuerzahlungen, wo es geht, und stellt gegen gutes Geld einen Teil der Infrastruktur für den genozidalen Krieg der israelischen Streikräfte in Gaza. Darüber können auch nicht die 1400 Quadratmeter Fläche hinwegtäuschen, die der Konzern in seiner neuen Zentrale für »gemeinnützige Organisationen und Initiativen aus der Nachbarschaft kostenfrei zur Verfügung stellt«.
Wenn es um so ein Treffen mit einem Konzern geht, sollte das öffentlich bekannt sein, nicht nur um wirksamen Protest gegen solche Kungelei möglich zu machen. So wie es am Montag gelaufen ist, hat sich Kai Wegner zu einem Gesicht der PR-Strategie des Unternehmens gemacht und gibt dessen illegitimen Handeln einen legitimen Anstrich. Und das ist nur im Interesse von Amazon.
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