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Russlands massive Angriffe auf ukrainische Städte
Viele Tote und Verletzte bei russischen Attacken
Bei einem folgenschweren russischen Luftangriff auf Kiew sind mindestens zehn Menschen getötet worden. Mindestens 139 Menschen wurden verletzt, teilte die Polizei der ukrainischen Hauptstadt mit. Nach dem teilweisen Einsturz eines Wohnhochhauses werden viele weitere Opfer befürchtet. Kiews Bürgermeister Vitali Klitschko berichtete von vielen Bränden in der Stadt. Zudem sollen Einsenbahnwaggons mit Getreide getroffen worden sein. Für Mittwoch wurde in Kiew ein Trauertag ausgerufen.
Präsident Wolodymyr Selenskyj nannte die Städte Odessa, Saporischschja, Tschernihiw, Kirowohrad und Mykolajiw als weitere Ziele russischer Drohnen und Raketen. Aus Odessa meldet die regionale Militärverwaltung 13 Verletzte. Videoaufnahmen legen nahe, dass Russlands Armee in Kiew auch international geächtete Streubomben einsetzte. Selenskyj bezeichnete die Angriffe als »puren Terrorismus« und forderte erneut internationale Reaktionen gegen Moskau. Die ukrainische Armee griff ihrerseits eine Polizeistation im besetzten Donezk an, Opfer gab es offiziellen Angaben zufolge keine.
Das russische Militär sprach von einem »Schlag mit luft-, land- und seegestützten Präzisionswaffen sowie unbemannten Flugapparaten«. Als Ziele wurden Rüstungsbetriebe bei Kiew und in Saporischschja genannt. »Das Ziel der Schläge ist erreicht. Alle vorgegebenen Objekte wurden vernichtet«, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit.
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Nahe Kiew wurde einem ukrainischen Soldaten zufolge ein Munitionslager getroffen. »Ich habe eine einzige Frage: Warum sammelt man Munition, die bis zum Morgengrauen explodiert, in einem Lager, wenn es an der Front einen dramatischen Munitionsmangel gibt?«, schrieb der Soldat auf Telegram.
Diskussionen gibt es auch um den Angriff auf ein Wohnheim des Kiewer Luftfahrtinstituts. Am Tag vor dem Angriff veröffentlichten mehrere ukrainische Medien Fotos von der Drohnen-Produktion in einem Hangar des Instituts. Viele Ukrainer beschuldigen den Schauspieler Serhij Prytula, mit den Fotos für seine Stiftung, die Geld für Drohnen sammelt, geworben zu haben und die Russen so auf die Institutsgebäude aufmerksam gemacht zu haben.
Ukrainische Medien spekulieren, Moskau könne Selenskyjs Abwesenheit zum Anlass für die massiven Angriffe genommen haben. Der ukrainische Präsident ist auf dem Weg zum G7-Gipfel in Kanada, wo er US-Präsident Donald Trump treffen und über weitere Waffenkäufe sprechen wollte. In der Ukraine ist die Angst groß, angesichts des eskalierenden Kriegs zwischen Israel und dem Iran nicht mehr genügend Aufmerksamkeit zu bekommen. Trump hatte in den vergangenen Tagen angedeutet, sich voll auf den Nahen Osten konzentrieren zu wollen.
Ohne auf Selenskyj zu warten, verließ Trump das Treffen der selbsternannten mächtigsten Industriestaaten nach Kritik am Ausschluss Russlands wieder. Der US-Präsident kündigte zudem an, das Team, welches Druck auf Moskau ausüben soll, aufzulösen und auf weitere Sanktionen vorerst zu verzichten. Bevor man sich auf weitere Maßnahmen, die »Milliarden von Dollar« kosten, einlasse, wolle man die Friedensverhandlungen voranbringen. Von Journalisten auf die nächtlichen Angriffe angesprochen, gab sich der US-Präsident ahnungslos. Mit Agenturen
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