Muslimfeindliche Hetze: Gewollte Risikoproduktion

Jana Frielinghaus über den Umgang mit Muslimen und vermeintlichen Muslimen in Deutschland

Über die mehr als fünf Millionen Muslime im Land weiß die deutsche Mehrheitsgesellschaft wenig. Umso beliebter sind rassistische Ressentiments gegen sie.
Über die mehr als fünf Millionen Muslime im Land weiß die deutsche Mehrheitsgesellschaft wenig. Umso beliebter sind rassistische Ressentiments gegen sie.

Mindestens 5,3 Millionen Muslime leben in der Bundesrepublik, also bis zu sieben Prozent der Bevölkerung. Dazu kommen ungezählte Menschen, die anderen Religionsgemeinschaften angehören, aber von weißen Deutschen für Moslems gehalten werden. Die Sicherheitsrisiken für sie alle sind in der Bundesrepublik in einem beängstigenden Ausmaß gewachsen. Das zeigt der neue Bericht der Allianz gegen Islamfeindlichkeit. Besonders beschämend: Mehr als 70 Prozent der von Übergriffen betroffenen Einzelpersonen sind Frauen, auch Kinder werden häufig beschimpft, beleidigt, verfolgt, geschlagen.

Schuld an der Entwicklung ist einerseits Alltagsrassismus. Aussagen wie jenen, dass Muslime sich schlecht integrierten, zu wenig arbeiten würden oder gefährlich seien, stimmt mittlerweile eine Mehrheit zu. Nicht verwunderlich, denn so etwas sagen ja im Fernsehen auch prominente Migrationsforscher. Dazu kommt: Nach mutmaßlich islamistisch motivierten Anschlägen diskutieren nicht nur extrem rechte, sondern Politiker der »Mitte« immer wieder über den Islam und Muslime als Sicherheitsrisiko, nehmen sie also in Mithaftung für Taten Einzelner. Damit gefährden sie die Sicherheit einer großen Bevölkerungsgruppe. Sie gefährden so aber auch die von ihnen beschworene inklusive demokratische Gesellschaft. Denn sie fördern damit Vertrauensverlust von Rassismus Betroffener in deren Institutionen – und ja, in Einzelfällen auch die Radikalisierung von Menschen und so die Gefahr wahlloser Attacken in der Öffentlichkeit. Sündenbockpolitik ist ein Sicherheitsrisiko für uns alle.

Wir stehen zum Verkauf. Aber nur an unsere Leser*innen.

Die »nd.Genossenschaft« gehört denen, die sie lesen und schreiben. Sie sichern mit ihrem Beitrag, dass unser Journalismus für alle zugänglich bleibt – ganz ohne Medienkonzern, Milliardär oder Paywall.

Dank Ihrer Unterstützung können wir:

→ unabhängig und kritisch berichten
→ übersehene Themen in den Fokus rücken
→ marginalisierten Stimmen eine Plattform geben
→ Falschinformationen etwas entgegensetzen
→ linke Debatten anstoßen und weiterentwickeln

Mit »Freiwillig zahlen« oder einem Genossenschaftsanteil machen Sie den Unterschied. Sie helfen, diese Zeitung am Leben zu halten. Damit nd.bleibt.

- Anzeige -
- Anzeige -