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Iranische Hybris
Cyrus Salimi-Asl zur Waffenruhe zwischen Israel und dem Iran
Hält die Waffenruhe, ist Donald Trump der Held. Im Handstreich hat der selbsternannte Deal-Maker, der gewöhnlich mit dem Finger am Abzug verhandelt, seinen Wild-West-Stil in diesem Fall zum Erfolg geführt. Erst steckt er noch den vereitelten iranischen Raketenangriff auf die US-Militärbasis in Katar weg, dankt dem Iran sogar für die Vorwarnung, und präsentiert im nächsten Augenblick einen diplomatischen Ausweg aus den Kampfhandlungen.
Wer hat den Krieg nun gewonnen, wer verloren? Die iranische Regierung berauscht sich in einer Art Autosuggestion, Israel habe Trumps Waffenruhe-Diktat schlucken müssen, ergo gehe der Iran aus dem zwölftägigen Schlagabtausch mit Raketen und Drohnen als Sieger hervor. Israel sieht sich hingegen als Gewinner, rühmt sich einer Politik der Stärke, dank derer alle Ziele »und noch viel mehr« erreicht worden sei. Sicher ist, dass die israelische Armee die militärischen Verteidigungsfähigkeiten des Iran massiv beeinträchtigt hat. Das Regime wird sich sorgen müssen, wie sie das Land und das islamische System zukünftig schützen will.
Aufatmen werden nun auch alle, die sich ohne Wenn und Aber hinter den völkerrechtswidrigen Angriff Israels auf den Iran gestellt haben und nun nachträglich im Recht wähnen, weil Israel seine Ziele erreicht hat; geheilt ist der Rechtsbruch damit nicht.
Verlierer sind die iranische Oppositionsbewegung und die Menschen in Gaza, deren Leiden während des Kriegs zwischen Israel und dem Iran andauerte und kein schnelles Ende finden wird. Mit der Waffenruhe bewahrte Trump die Islamische Republik vor dem Untergang – zum Leid Oppositioneller im In- und Ausland, die zwar keinen Krieg wollten, aber auf den Sturz des verhassten diktatorischen Regimes hofften.
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