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Wagenknechts AfD-Experiment
Wolfgang Hübner über den Umgang des BSW mit der Niederlage bei der Bundestagswahl
Sahra Wagenknecht muss nun das tun, was sie mit der Abspaltung von der Linken elegant überspringen wollte: ihre Partei mit einem langen Marsch durch die Mühen der Ebenen aufbauen. Wer allerdings gedacht hatte, dass nach der Niederlage bei der Bundestagswahl – und das Ergebnis wäre auch bei 5,01 Prozent kein gutes gewesen – eine Phase des selbstkritischen Nachdenkens kommen würde, der hat geirrt. Denn Kritik übt Wagenknecht schon, aber nicht an sich selbst, obwohl so gut wie alles, was im BSW geschieht, von ihr ausgeht oder vorgegeben wird. Aber in ihren Augen liegt die Schuld an der Wahlpleite bei den renitenten Thüringern, die nicht ganz im Gleichschritt marschieren, weshalb Wagenknecht jetzt sogar jegliche künftige Regierungsbeteiligungen ablehnt.
Selbst der von ihr bisher gelobte Landesverband in Brandenburg, wo ihre Partei ebenfalls mitregiert, wird nun in den Kreis der Schuldigen aufgenommen. Dabei hatte Wagenknecht sich sogar fürs Mitregieren im Bund angeboten. Auf die Idee, dass die gesamte Konstruktion einer Partei, die irgendwie konservativ, links und liberal gleichzeitig sein will, vielleicht fragwürdig ist, kommt die Namensgeberin nicht. Auch nicht auf den Gedanken, dass es verheerend war, kurz vor der Bundestagswahl mit Union und AfD gemeinsame Sache bei der Verschärfung der Migrationspolitik zu machen. Oder darauf, dass sie mit ihrem Ziel, die AfD zu schwächen, komplett gescheitert ist.
Zu diesem Thema hat sie nun eine ganz famose Idee: Die CDU solle endlich mit der AfD koalieren, damit diese sich entzaubert. Als Versuchskaninchen schlägt Wagenknecht die Menschen in Sachsen-Anhalt vor, wo nächstes Jahr gewählt wird. Nazis einfach mal regieren zu lassen, ist bekanntlich ein großes Erfolgsrezept, wie ein Blick in die deutsche Geschichte zeigt. Wer sich ab und zu für den Magdeburger Landtag interessiert, der weiß, dass AfD-Leute dort Reden halten, die unmittelbar an Joseph Goebbels und Konsorten erinnern. Die zwei Drittel der Menschen in Sachsen-Anhalt, die mit der AfD nichts zu tun haben wollen, werden sich herzlich bedanken.
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