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Politischer Flüchtling
Leonardo Bertulazzi soll an Italien ausgeliefert werden
Leonardo Bertulazzi steht vor der Auslieferung. Der Oberste Gerichtshof Argentiniens gab dem Antrag der italienischen Justiz vergangene Woche statt. Kurz darauf wurde das 73-jährige ehemalige Mitglied der italienischen Stadtguerilla Roten Brigaden in seiner Wohnung im Stadtteil San Telmo in Buenos Aires verhaftet. Dort hatte er in den vergangenen 20 Jahren mit seiner Frau gelebt, nachdem der argentinische Staat ihm 2004 den Status eines politischen Flüchtlings zuerkannt hatte.
Bertulazzis Status wurde im vergangenen Jahr aufgehoben, angeblich im Rahmen einer Vereinbarung zwischen dem rechtslibertären Präsidenten Javier Milei und der ultrarechen italienischen Ministerpräsidentin Giorgia Meloni wie die römische Tageszeitung »La Repubblica« mutmaßte. Demnach sollte der italienisch-argentinische Priester Franco Reverberi wegen mutmaßlicher Verbrechen gegen die Menschlichkeit während der argentinischen Diktatur von 1976 bis 1983 auf Wunsch von Milei nicht an Argentinien ausgeliefert werden, während Bertulazzi nach Italien überstellt werden sollte, so das italienische Blatt.
Innerhalb der Roten Brigaden soll Bertulazzi eine hohe Position innegehabt haben. Bertulazzi wird unter anderem vorgeworfen, 1977 an der Entführung des Geschäftsmanns Piero Costa beteiligt gewesen zu sein, der nach Zahlung eines Lösegelds in Millionenhöhe freigelassen wurde. Er wurde noch im selben Jahr verhaftet und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis, bis ihm die Flucht aus der Haft und außer Landes gelang. Er wurde in Abwesenheit zu 27 Jahren Haft verurteilt. Nach seiner Flucht quer durch den südamerikanischen Kontinent kam er 2002 nach Argentinien.
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