Abhänger

Was hat der Herr Nazareth an einer staatlichen Schule zu suchen?

  • Klaus Ungerer
  • Lesedauer: 2 Min.
Kruzifix-Urteil – Abhänger

Was hat Herr Nazareth in einer staatlichen Schule zu suchen? Diese Frage haben zwei Schülerinnen aus Bayern auf dem Klageweg aufgeworfen beziehungsweise diese Frage hängt schon seit zwei Jahrtausenden im Raum. Herr Nazareth, soweit wir wissen, unterrichtete zu seiner Zeit Lebenskunde als Quereinsteiger, weil seine Physik- und Mathekenntnisse eher bescheiden waren. Fremdsprachen beherrschte er wenige, eigentlich nur Aramäisch. Das Problem an Herrn Nazareth war immer, dass er auch für Lebenskunde nicht wirklich qualifiziert war: Manchmal schwang er große Reden über Liebe und Toleranz, die dann aber nur für Mitglieder seines persönlichen Götterglaubens galten und der war pädagogikmäßig nicht sehr weit vorne.

Die Schüler grinsten und verdrehten die Augen, wenn er ihnen seine bronzezeitliche Weltanschauung mal wieder erklärte: Alle Leute auf der Welt seien irgendwie böse, von Geburt an und deswegen solle man ihn, Nazareth sowie auch seinen Vater verehren, warum auch immer. So was kannst du einfach keinem erzählen, Digger! Abi hatte Herr Nazareth keins, er hatte ja früher auf dem Bau gearbeitet, aber eigentlich hat er lieber gequatscht, und oft tuschelten die Schüler, ob er vielleicht einen Baustellenkasten Bier unterm Tisch habe, wenn er wieder zu poltern anfing: »Ich bringe nicht Frieden, sondern das Schwert! Ich werde die Kinder gegen ihre Eltern aufwiegeln!«

So brummelte er unberechenbar rum, der Herr Nazareth, das wurde auf den Elternabenden kontrovers diskutiert und auch auf dem Schulhof, nur eben beim zuständigen Bayerischen Verwaltungsgerichtshof nicht, der den klagenden Schülerinnen recht gab: Herr Nazareth hat an einer aufgeklärten, staatlichen Schule 2025 nichts verloren, setzen! Oder flieg halt in den Himmel, wenn du kannst.

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