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Konvertierter »Kanibale von Garanhuns«
Ex-Menschenfresser Jorge Beltrão verkündet nun das Wort des Herrn
Der »Kanibale von Garanhuns«, mittlerweile Vegetarier, hat eine weitere Wandlung vollzogen: »Wenn also jemand in Christus ist, dann ist er eine neue Schöpfung: Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden.« Im Internet verbreitete Videos zeigen Jorge Beltrão Negromonte mit Hemd und Krawatte, der vor Mitgefangenen Bibelverse rezitiert. Der selbsternannte Pastor ist im Gefängnis im Bundesstaat Pernambuco, wo er sich seit mehr als einem Jahrzehnt befindet, zu den Evangelikalen gestoßen. Brasiliens konservative Pfingst- und Freikirchen sind weiter auf dem Vormarsch, auch hinter Gittern. Gerade Menschen am Rande der Gesellschaft bieten sie Religion als Zuflucht.
Der 63-Jährige ist ein sehr spezieller Fall von Läuterung. Früher hatte er seine eigene Sekte gegen Überbevölkerung, die er Cartel (Kartell) nannte. Ihre makabren Verbrechen haben weltweit Schlagzeilen gemacht. Zwischen 2008 und 2012 ermordete der Sohn portugiesischer Einwanderer zusammen mit seiner gleichaltrigen Ehefrau Isabel und der jüngeren Geliebten Bruna in ihrem Haus in Garanhuns im Hinterland von Pernambuco mindestens drei Frauen, eine vor den Augen ihrer fünfjährigen Tochter.
Das Trio zerstückelte die Opfer und verwendete deren Fleisch kiloweise zum einen für »seelenreinigende« kannibalistische Rituale, zum anderen als Füllung für Snacks, die an ahnungslose Kunden in der Nachbarschaft verkauft wurden. Im April 2012 konnten die drei gefasst werden. Wegen der Morde und Leichenschändungen erhielten sie alle mehrfach lebenslänglich. Jorge Beltrão, der den Befehlen eines weißen und eines schwarzen Engels gefolgt sein will und der Schizophrenie amtlich hat, möchte bis zum Ende im sicheren Knast bleiben, der nun auch sein Tempel ist.
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