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Statistik ist Chefsache
Peter Steiniger zur Entlassung der Behördenleiterin McEntarfer durch US-Präsident Trump
Nun ist es eigentlich offiziell: Die Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt in den USA hat sich im vergangenen Quartal verlangsamt. Ausgabenkürzungen und Trumps wilde Zollpolitik, die zu steigenden Verbraucherpreisen führt, haben der Wirtschaft einen Dämpfer verpasst. Mit der aus der Luft gegriffenen Behauptung, dass die Berechnungen manipuliert seien, hat Präsident Donald Trump die Überbringerin der schlechten Nachricht kurzerhand gefeuert. Die Direktorin des staatlichen Amtes für Arbeitsmarktstatistik Erica McEntarfer sei in Wahrheit eine Biden-Politikerin, die die Republikaner und ihn vorneweg schlecht aussehen lassen wolle, schildert Trump auf seiner parallelweltlichen Online-Plattform Social Truth eine Verschwörung.
Die renommierte Wirtschaftswissenschaftlerin war zwar von Trumps demokratischem Amtsvorgänger vorgeschlagen worden. Als Chefin des Bureau of Labor Statistics bestätigt hat sie aber im Januar 2024 ein parteiübergreifendes Votum des Senats – mit überwältigender Mehrheit. Auch Trumps heutiger Vize Vance hatte als Senator für McEntarfer an der Spitze der Behörde gestimmt.
Solche Fakten sind für den Genius der Volkswirtschaft, für den sich Trump hält, irrelevant: Dank ihm boomt die Wirtschaft, behauptet der Präsident, und die Zahlen haben das gefälligst zu bestätigen. Für die Finanzmärkte und Investoren sieht das allerdings anders aus. Der Präsident hat Wirtschaftsdaten der US-Regierung, die für diese Kreise seit Jahrzehnten eine Entscheidungsgrundlage bilden, zur Makulatur gemacht. Die Ersetzung der politischen Beamtin durch eine »kompetentere und qualifiziertere« Kraft ist nur ein weiterer Baustein des autoritären Staatsumbaus unter Trump. Zumindest virtuell könnte er den Jobmotor endlich auf Touren bringen.
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