Reden am Abgrund

Peter Steiniger zur Generaldebatte der Uno im Zeichen von Krisen und Konflikten

UN-Generalsekretär António Guterres sprach zur Eröffnung der 80. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen.
UN-Generalsekretär António Guterres sprach zur Eröffnung der 80. Sitzung der Generalversammlung der Vereinten Nationen.

Ihr Generalsekretär António Guterres hatte die Vollversammlung der Staats- und Regierungschefs aus aller Welt am Dienstag mit einem seiner schon heiseren Kassandrarufe eröffnet. Aus der Machtlosigkeit des internationalen Systems resultiere ein Zusammenbruch der Säulen für Frieden und Fortschritt und der Anbruch eines Zeitalters der Zerstörung und des menschlichen Leids, mahnte der Portugiese dringlich zu Kooperation statt Konfrontation. Wie die Generaldebatte zeigt, steht Guterres damit nicht allein.

Dabei sind es gerade die Vertreter von kleineren und von Ländern des Globalen Südens, die eine multilaterale Weltordnung auf die Tagesordnung setzen, und die immer dramatischere Lage der Ärmeren auf dem von Ungleichheit und Ungerechtigkeit beherrschten Planeten vor Augen führen. Die große Mehrzahl nutzt das Treffen im UN-Hauptquartier in New York City zu einem Tribunal für Willkür und Gewaltpolitik der Großmächte. Ihr Schuldspruch trifft die Anmaßung und Selbstbespiegelung des Westens, für die Trump mit seinem Auftritt als König eines Sonnenstaates, der alles richtig macht, ein Paradebeispiel lieferte.

Dabei zielen die Anklagen gerade auch auf die US-Politik und deren Alliierte. Fast unisono werden Israels Kriegsverbrechen in Gaza verurteilt, ebenso Washingtons illegale Blockade gegen Kuba und der Missbrauch von Handelspolitik als Waffe. Der Wahnsinn der nuklearen Rüstung soll enden und eine Reform des Sicherheitsrats her, damit sich die UN-Charta nicht ganz in leere Worte verwandelt. Dafür braucht es aber mehr Gegenmacht der Vernünftigen.

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