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Keine Gendersterne unter Wolfram Weimer: Der Kulturkampfminister
Anton Benz über den Verzicht auf das Gendern in den Bundesministerien
Als Kulturstaatsminister und Beauftragter der Bundesregierung für Kultur und Medien hat Wolfram Weimer ein wichtiges Amt inne. Er könnte sich damit beschäftigen, wie sich die immer größer werdenden Gräben in der Gesellschaft überbrücken lassen; er könnte seinen auserkorenen Schwerpunkt, die »Erinnerungskultur«, verknüpfen mit der Frage, was unsere Demokratie heute ausmacht – und ausmachen sollte. Weimer entscheidet sich für das Gegenteil: Kulturkampf.
Wieso die Aufregung um sein Gender-Verbot im Kanzleramt, könnte man einwenden. Schließlich gelten seit Juli die neuen Regeln des deutschen Rechtschreibrates für Schulen und die öffentliche Verwaltung, in denen »Wortbinnenzeichen« für rechtschreibwidrig erklärt werden. Darauf bezog sich schließlich auch das Digitalministerium, in der Erklärung, warum die Bundesregierung das Gendersternchen nicht nutzt.
Nun, Weimer war das offensichtlich nicht genug. Er begründete das Verbot mit einem herbeifantasierten Genderzwang, der angeblich in Deutschland herrsche – und goss damit Öl ins Feuer einer ohnehin schon aufgeheizten Debatte. Der selbsternannte »Medienmensch« und frühere Journalist weiß genau, wie seine Worte wirken: Die einen regen sich zu Recht auf, weil er Unwahrheiten verbreitet, die anderen empören sich, ob der vermeintlichen Verpflichtung zum Gendern. Geholfen ist damit niemandem. Außer vielleicht dem parteilosen Minister, der zeigt, dass er hervorragend in die Regierung Merz passt.
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