Bayern im Weltall

Dem Universum steht eine wunderbare Zukunft bevor, meint Andreas Koristka

Immer gut für ein Foto: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verspeist einen Döner
Immer gut für ein Foto: Bayerns Ministerpräsident Markus Söder verspeist einen Döner

Die Grenzen des Freistaats Bayern sind seit geraumer Zeit äußerst stabil. Markus Söder hat aktuell kein Interesse daran, sie zu verschieben. Aber selbst wenn er es wollte, wäre es für den bayerischen Ministerpräsidenten unmöglich, einen Territorialkrieg gegen seine Nachbarn zu führen. Erstens hat Bayern keine eigene Armee, zweitens würde der immense Zeitaufwand Söder als Obersten Befehlshaber in einem Angriffskrieg von seiner eigentlichen Profession, der Foodbloggerei, abhalten.

Andreas Koristka
Autorenfoto von Andreas Koristka am Donnerstag, den 10. Oktober ...

Andreas Koristka ist Redakteur der Satirezeitschrift »Eulenspiegel«. Für »nd.DieWoche« schreibt er alle zwei Wochen die Kolumne »Betreutes Lesen«. Alle Texte unter dasnd.de/koristka.

Deshalb strebt Bayern nun auf friedliche Weise danach, seine Claims auf dem Mond abzustecken. Damit das gelingen kann, hat das Land seinen Zuschuss für das Mondkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen, das bayerische Houston, sogar verdoppelt. Über 60 Millionen Euro will der Freistaat dafür bezahlen, dass auf seinem Boden ein Weltraumbahnhof entsteht. Wenn alles nach Plan läuft, wird es also eines hoffentlich nicht mehr allzu fernen Tages möglich sein, dass man auf Markus Söders Instagram-Account Fotos sehen kann, auf denen er sich in der Schwerelosigkeit den Inhalt einer Tube Astronauten-Nahrung in die Futterluke quetscht. Das wäre zwar nur eine kleine Mahlzeit für den Menschen, aber ein riesiger Snack für die Menschheit.

Kolossale Bilder würden den Heimatplaneten erreichen: Söder rammt die bayerische Flagge in den Mondsand, Söder hüpft im Raumanzug wie ein Känguru durch einen Mondkrater, Söder sticht das erste außerirdische Bierfass an … Schließlich könnte Söder den Mond zum ersten Himmelskörper erklären, auf dem gendergerechte Sprache verboten ist.

Der Erdtrabant würde damit zum Sehnsuchtsort aller Binnensternchen-Kritiker*innen der Erde werden. Ein Ort, an dem noch Normalität herrscht und an dem Mann bei angenehmen Temperaturen um die 150 Grad Karl May und die ursprüngliche Variante von Pippi Langstrumpf lesen darf, ohne von der Sprachpolizei eingesperrt, gefoltert und gevierteilt zu werden. Es wird das Paradies außerhalb von Erden sein!

Aber bis die ersten enthusiastischen Auswanderungswilligen ausgeflogen werden können, muss natürlich sichergestellt sein, dass illegale Zuwanderung auf den Mond nicht stattfinden kann. Deswegen wird die Bundespolizei eine eigene Raumflotte erhalten, mit der sie illegale Mondreisende abfangen und in ihre Herkunftsländer bringen kann.

Dann wird Söder zusammen mit der Nasa kleine Kernkraftwerke auf dem Mond errichten. Einfach weil er es kann. Er wird Autobahnen bauen, auf denen für Österreicher, Schweizer und grüne Marsmännchen eine Vignettenpflicht gelten wird, es wird Fleisch im Überfluss geben, die Sommerferien finden im Oktober statt und als geltende Rechtsform wird die Leitkultur eingeführt. Jedenfalls so lange, bis Söder es sich anders überlegt.

Irgendwann werden die Mondbayern aufbrechen, um erst den Mars, dann das Sonnensystem, die Galaxy und das gesamte Universum zu besiedeln. Mit Raumschiff und Lederhose werden sie in unendliche Weiten vordringen. Viele Lichtjahre von der Erde entfernt, werden sie in Galaxien reisen, die nie ein Mensch zuvor gesehen hat. Und in jeder davon wird Markus Söder sich dabei fotografieren, wie er irgendwas frisst und die dabei entstehenden Bilder auf Instagram posten. Dem Universum steht eine wunderbare Zukunft bevor!

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